Friedrich Gulda

“Complete DECCA Recordings

DECCA

Unter den Pianisten des vergangenen Jahrhunderts gehörte er zu den eigenwilligsten und zugleich schillerndsten Persönlichkeiten: der 1930 in Wien geborene Friedrich Gulda.

Schon mit 16 Jahren – er hatte gerade den berühmten Internationalen Genfer Musikwettbewerb gewonnen – startete der junge Gulda eine beispiellose Pianistenlaufbahn, an deren Beginn die enge Zusammenarbeit mit der Plattenfirma DECCA stand. Dort hatte man sofort erkannt, welches Potential in dem jungen Pianisten steckte. Guldas erste Aufnahmen aus den Jahren 1947 bis 49 schienen denn auch die Richtung vorzugeben, in die sich das Ausnahmetalent entwickeln sollte: Bach, Beethoven, Mozart, Chopin und Debussy. Bis zum Schluss seiner Aufnahmetätigkeit bei DECCA blieb er diesem Repertoire und vor allem Beethoven treu.  Dessen 32 Klaviersonaten hat sich Gulda zweimal vorgenommen und komplett eingespielt: 1950-1958 für die DECCA und 17 Jahre später noch einmal für das österreichische Label Amadeo. Beide Zyklen sind in der Box erhalten und laden zum Vergleich ein – mit interessanten Entdeckungen. Aber bei aller Liebe und allem Respekt der Musik Bachs, Mozarts und Beethovens gegenüber war sein Hang zu mehr Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit bei der künstlerischen Aneignung dieses musikalischen Erbes ausgeprägt. Guldas Suche zeigt sich in der Vielseitigkeit und der großen Verschiedenheit des Repertoires, die sich in seinen Aufnahmen für DECCA widerspiegeln. Von Debussys Préludes Books I & II, Ravels Gaspard de la nuit, Chopins Klavierkonzert Nr. 1 mit Sir Adrian Boult bis hin zu den Liedern von Richard Strauss mit den Sopranistin Hilde Gueden.

Nicht nur, was die Interpretation anging, sondern auch bei der Präsentation der Werke in seinen Live-Konzerten beschritt Gulda damals mit gewagten Repertoirekopplungen durchaus eigene Wege.

Mit Guldas bewusster Opposition zu den „scheißreaktionären Kunstlemuren des Klassikbetriebs“, zu Frackzwang und steifen Ritualen schien seine Karriere in den 70er Jahren zu enden und der frühen und intensiv gelebten Liebe zum Jazz zu weichen. Die war nicht nur durch amerikanische Radiosendungen in den 40er Jahren, sondern auch durch eine Begegnung mit Dizzie Gillespie inspiriert worden. Dieser Prozess wird mit zwei echten Highlights nacherlebbar gemacht: So dokumentiert „Friedrich Gulda at Birdland” den ersten regulären amerikanischen Auftritt des Pianisten im legendären, nach dem Jazz-Saxophonisten Charlie „Bird“ Parker benannten Jazzclub „Birdland“ in New York City im Jahr 1956.  Spektakulär auch das Album „The Meeting“ - eine Live-Aufnahme von Guldas gemeinsamen Konzert mit Chick Corea während des Münchner Klaviersommers 1982: Improvisationen an 2 Klavieren über Werke von Frank Churchill, Miles Davis, Johannes Brahms und Fritz Pauer.

 

  tzm