Iiro Rantala – „Tough Stuff“

Nachdem Iiro Rantala 2006 das finnische Trio Töykeät nach fast 20 gemeinsamen Jahren aufgelöst hatte, das wahrscheinlich einflussreichste, in jedem Fall aber humorvollste Klaviertrio des finnischen Jazz, probierte sich der Pianist in den unterschiedlichsten Besetzungen und Stilrichtungen aus. Jazz, Klassik, gelegentliche Ausflüge in Rock und Pop – nichts Musikalisches war ihm fremd.  
2011 gab Iiro Rantala mit dem Album „Lost Heroes“ sein ACT-Debüt und begann damit seine zweite internationale Karriere. Es folgten weitere Solo- und Duo-Alben, unter anderem mit Michael Wollny und Leszek Możdżer, sowie Orchester-Einspielungen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker. Und nicht nur, dass Rantala als Pianist mit klassischen Klangkörpern dieser Größenordnung zusammenarbeitete – er wandelte auch als Komponist auf den Klassikpfaden. So komponierte er für den größten und bekanntesten Knabenchor Finnlands „Cantores Minores“ ein Weihnachtsoratorium und für die Komische Oper Berlin die Oper „Die Zaubermelodika“. 
Bei all den musikalischen Ausflügen jedoch hat ihn das Thema „Trio“ nie ganz losgelassen. 
Nun also, fast 20 Jahre nach dem Trio Töykeät, stellt er sich bei ACT mit seinem Trio HEL vor. Kurz vor der Pandemie hatte Rantala einige Konzerte mit dem Bassisten Dan Berglund und dem Schlagzeuger Anton Eger gespielt. Seitdem träumte er davon, endlich wieder ein festes Trio zu haben. Dan Berglund jedoch war zu beschäftigt und empfahl Anton Eger, den britischen Bassisten, sowie den Drummer Conor Chaplin, mit dem er bereits lange zusammengespielt hatte. Eine wichtige Grundvoraussetzung für jegliches Spiel in der Band ist, dass Bass und Schlagzeug dicht beieinander sind, den gleichen Groove haben – Chaplin und Eger haben ihn. Rantala sagt, dass diese Band sofort perfekt funktioniert hat.  
Das Iiro Rantala HEL Trio, benannt nach dem Flughafen Helsinki, klingt neu und vertraut zugleich. Dies liegt nicht zuletzt an der Auswahl der Stücke, zu denen auch zwei aus dem Repertoire des früheren Trios Töykeät stammen: „Gadd A Tee“ und „Met By Chance“. 
In „Liberty City“ wiederum, einem wenig gespielten Titel von Jaco Pastorius, kommt Rantalas Liebe für amerikanischen Funk und Soul zum Tragen. Ganz selbstverständlich steht das Stück neben Eigenkompositionen wie „Stockholm Syndrome“, bei denen Rantala, augenzwinkernd und doch tief empfunden, mit der typischen Melancholie des skandinavischen Jazz spielt. 
Und doch ist das HEL Trio kein nostalgisches Back-to-the-Roots-Projekt, ganz im Gegenteil: „Für mich soll es in der Musik immer vorwärts gehen“, sagt Rantala. Das Rastlose, fast schon Hyperaktive, der Drang, sich auszuprobieren und sein Publikum immer wieder zu überraschen, machen Iiro Rantala zu einer Ausnahmeerscheinung unter den europäischen Pianisten. Und der „Tough Stuff“ des Iiro Rantala HEL Trios ist ein weiterer Meilenstein auf einer wendungsreichen Entdeckungsreise. 

ACT/ tzm

Iiro Rantala 


„Tough Stuff“


ACT Music


CD 19,95 € 


LP 28,95 € 

(Bildrechte: ACT Steven Haberland)