
„Ma Vlast (AZ) / Sommerimpressionen op.22b“
NOTE 1/ SUPRAPHON
Den inhaltlichen Schwerpunkt der CD bildet Smetanas Zyklus „Ma Vlast“ („Mein Vaterland“), bestehend aus sechs sinfonischen Dichtungen. Smetana hatte 1874 mit „Vyšehrad“ und „Vltava“ („Die Moldau“) begonnen und den Zyklus fünf Jahre später als Bekenntnis seiner vaterländischen Haltung beendet. Jana Bouškova wählte für ihre Aufnahme die ersten drei Stücke aus diesem Zyklus aus: „Vyšehrad“, „Šarka“ und – als ein Paradebeispiel für die Tonmalerei - das zweifellos bekannteste: „Vltava“ („Die Moldau). Wohl die allermeisten haben den musikalischen Weg verfolgt, der, beginnend mit den beiden Quellen der Moldau, deren Sprudeln Smetana mit zwei quirligen Flöten darstellt, den Hörer mitnimmt auf eine Jagd, zu einer Bauernhochzeit, und der ihm schließlich im Mondschein den Nymphenreigen vorführt. Und bevor die Moldau breit dahinströmt, bietet sie sich als brausendes und tosendes Phänomen der St. Johann-Stromschnellen dar. Der Hörer begleitet sie bis zu den Felsen am Rande der Stadt Prag, von wo aus sie schließlich sie in der Ferne entschwindet …
Die Vielzahl der musikalischen Ausdrucksformen, die farbige Instrumentierung der einzelnen Stationen lässt die Bearbeitung für nur ein Instrument – die Harfe – zu einer Herausforderung werden.
Als zweiten herausragenden Vertreter der tschechischen Musik führt Jana Bouškova bei der Repertoireauswahl für ihr Album den 1841 in der Nähe von Prag geborenen Antonin Dvorak ins Feld. Der schrieb 1896 in einem Brief: „Obwohl ich genug in der großen Welt herumgekommen bin, bleibe ich doch nur, was ich bin – ein schlichter tschechischer Komponist.“ Vor dem Hintergrund seiner bewegten Reisebiografie eine bedeutende Aussage: allein neun Aufenthalte in England, Konzertreisen nach St. Petersburg und Moskau, schließlich seine Zeit als Direktor des Nationalen Musikkonservatoriums von New York in den Jahren von 1892-95. Letztere Etappe inspirierte ihn zu seiner 9. Sinfonie e-Moll op. 95, die den Namen „Aus der Neuen Welt“ trägt und 1893 in New York uraufgeführt wurde.
Deren 2. Satz, das Largo, war ursprünglich mit dem Titel „Legenda“ überschrieben. Welche „Erzählung“ thematisiert wurde, ist nicht erwiesen, aber der Duktus des Satzes lässt die Vorstellung von einem gedanklichen Ausflug ins Ferne, Entrückte durchaus zu – erst recht in der Bearbeitung für Harfe, die auf dieser Platte erklingt. Ein Jahr nach der Uraufführung der 9. Sinfonie komponierte Dvorak 1894 die Suite für Klavier in A-Dur, op. 98, von der er ein Jahr später auch eine Orchesterfassung schuf. Auch diese wird hier in der Bearbeitung für Harfe gespielt.
Angeregt von Antonin Dvorak hatte sich auch der aus Böhmen stammende Komponist Josef Suk in der Tradition der nationalen tschechischen Musiksprache bewegt. 1902 komponierte Suk zwei jahreszeitlich terminierte Sammlungen aus je fünf und drei kleinen Stücken für Klavier: den „Frühling“, op. 22a und die „Sommerstimmungen“ op. 22b. Letztere erklingen hier in der Bearbeitung für Soloharfe.
tzm