Joe Jackson | Fool

1 CD & 1 LP

Ear Music

Erhältlich seit 18.01.2019 

Comedy and Tragedy

Als Joe Jackson im Sommer 2018 die Titel für „Fool“ aufzunehmen begann, hatte er ein Déjà-vu: im Sommer vor 40 Jahren saß er ebenfalls im Studio und spielte sein erstes Album „Look Sharp“ ein. Ziemlich lange her, sollte man meinen. Nicht aber für Joe Jackson: „Meine Haare sind weiß geworden, aber Augen, Ohren und Gliedmaßen funktionieren immer noch.“ Und er sei, fügt er hinzu, ein viel besserer Spieler und Sänger als damals und obendrein anspruchsvoller.

Schon immer war Joe Jackson ein Wanderer zwischen den musikalischen Welten. Als Junge ging er in die Geigenklasse seiner Schule, um dem Sportunterricht und damit den Hänseleien seiner Mitschüler zu entkommen. Wenig später schwenkte er um, auf das Klavier. Das Stipendium an der Londoner Royal Academy of Music brachte ihn nicht nur mit dem Theater, sondern auch mit dem Jazz und später mit dem Pop zusammen – als er die Akademie nach drei Jahren verließ, war Joe Jackson Co-Leader und Songwriter einer Punkband. Für ihn kein Umweg, ebenso wenig wie seine Ausflüge ins Kabarett oder als Pianist für das Gesangsduo „Koffee N 'Kreme“ – schließlich führten ihn diese verschlungenen Pfade in die Arme des Produzenten David Kershenbaum, der in London als Talentscout für A & M Records unterwegs war und den talentierten Mr. Jackson ins Studio holte, wo eben jenes erste Album „Look Sharp“ entstand. Die nächsten 40 Jahre sind Geschichte, die sich anhand seiner zahlreichen und durchaus unterschiedlich erfolgreichen  Alben nachverfolgen lässt.

„Fool“ ist sein zwanzigstes und ein anspruchsvolles dazu. Joe Jackson holt weit aus, um von der Widersprüchlichkeit der  Welt, in der er lebt,  zu erzählen. Mehr noch: er schlüpft dafür in die Rolle des Narren. Dabei agiert er nicht als Spaßmacher, sondern eher wie etwa der Narr in Shakespeares „König Lear“, der seinem Herren alles sagen darf, die Torheiten und die Wahrheiten, vor denen andere sich fürchten.

„Stärker als Superman, schlauer als Batman“ singt Joe Jackson und sagt: „Der Song handelt von meinem Lieblings-Superheld: dem, dessen besondere Kraft es ist, uns zum Lachen zu bringen. Er ist unsterblich und unverwundbar - man kann Humor nicht töten. Und in dieser Schlacht von Comedy und Tragedy ist er der Gute, für den ich mich ansehe." In den Songs, sagt Jackson auch,  gehe es um Angst und Ärger, Entfremdung und Verlust, aber auch um Dinge, die das Leben noch lebenswert machen: Freundschaft, Lachen und Musik oder Kunst an sich. „Ich hätte das 1979 nicht machen können. Ich hatte einfach noch nicht genug gelebt.“

Der Weg zu diesem Album sei voller Wracks von Songs und Halbliedern  - acht blieben übrig, die Jacksons Ansprüchen genügten. Er sei übrigens nicht sicher, wie bedeutsam das Wiederaufleben von Vinyl ist, aber es ist bestimmt kein Zufall,  dass mit „Fool“ ein Album mit zwei sich ergänzenden Seiten von jeweils etwa 20 Minuten entstand.

Inspiriert zu diesem Album wurde er nicht zuletzt von der Band, mit der er in den letzten drei Jahren unterwegs war: Graham Maby (bass), Doug Yowell (dr) Teddy Kumpel (git). Zusammen waren sie, anders als sonst üblich,  nach einer Tour, auf der sie die Songs für das Album vorstellten, ins Aufnahmestudio gegangen. Ein Idealfall, weil sie eingespielt und in die Songs „hineingewachsen“ waren.  „Ich mache immer noch Musik, weil ich sie immer noch liebe. Wenn ich jemals aufhöre, sie zu lieben, höre ich auf damit.“ Aber so weit ist es noch lange nicht.