Anne-Sophie Mutter, Yo-Yo Ma, Daniel Barenboim „Beethovens Triple-Konzert“

Anne-Sophie Mutter, Daniel Barenboim

"Ludwig van Beethovens Triple Concerto & Symphony No. 7"

Deutsche Grammophon

 

Triple Concerto & Symphony No. 7.

Als Anne-Sophie Mutter, Daniel Barenboim und Yo-Yo Ma im Oktober 2019 in der Berliner Philharmonie ihren furiosen Auftritt mit Beethovens Tripelkonzert hatten, ahnte wohl niemand, was die Welt einige Monate später in Atem halten würde. Ungeachtet der konkreten Gefahren, die da lauern würden, gemahnten die drei Solisten indes grundsätzlich an die humanitäre Botschaft Ludwig van Beethovens. “Für mich ist Beethoven einer der ultimativen Humanisten”, urteilte der große Cellist Yo-Yo Ma, der in Beethovens Kunst einen Aufruf zur persönlichen Anstrengung ausmachte. Anne-Sophie Mutter erinnerte an die soziale Botschaft des Komponisten, der erkannt habe, “worum es im Leben geht: um das friedvolle Miteinander von uns Menschen, darum, dass wir füreinander da sind”. Daniel Barenboim schließlich betonte die emotionale Spannbreite des Komponisten: “Als Musiker zwingt er dich, an den Rand, den Abgrund und noch weiter zu gehen.”

Von all diesen Charakterisierungen, die im Augenblick eine so lebensnahe, jeden Menschen ergreifende Dimension erhalten, ist in dem soeben erschienenen Live-Mitschnitt etwas zu erleben. Packend sind die virtuosen Einzelleistungen der drei Solisten. Aber auch ihr achtsames und dynamisches Zusammenspiel, das den hoffnungsfrohen Geist des Tripelkonzerts gemeinschaftlich birgt, vermag zu fesseln. So bietet dieser hinreißende Mitschnitt tatsächlich einen wohltuenden Kontrast zu den niederschmetternden Nachrichten, die uns zurzeit umgeben.

Einen anderen Akzent in puncto Freude, Zuversicht und Vorwärtsdrang setzt Beethoven mit seiner Sinfonie Nr. 7 in A-Dur. Entstanden unter dem Eindruck der napoleonischen Befreiungskriege, ist sie von der Idee des politischen Tatendrangs beseelt, der Fähigkeit des Menschen, Idealen zu folgen und etwas in Bewegung zu setzen. Kaum eine andere Persönlichkeit der Gegenwart verkörpert dieses weltverändernde Potenzial der Kunst aber überzeugender als der Dirigent, Pianist und Philanthrop Daniel Barenboim. Um an der Lösung des Nahost-Konflikts mitzuwirken, gründete er im Jahre 1999 gemeinsam mit dem Literaturwissenschaftler Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra. Der multikulturelle Klangkörper führte zahllose junge Begabungen aus Palästina, Israel und anderen Nationen zusammen. Im Medium des gemeinsamen Musizierens lernten sie einander kennen und schätzen, wodurch das Orchester zu einem Symbol der Völkerverständigung wurde.

Im Vorjahr feierte der schillernde Klangkörper sein zwanzigjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass führte das West-Eastern Divan Orchestra im Juli 2019 in Buenos Aires unter der Leitung von Daniel Barenboim Beethovens Siebte Sinfonie auf. Der idealistische Furor des Wiener Klassikers und ein leidenschaftliches Orchester, das Sehnsucht nach Freiheit versprüht: Das musste funken und funkte schließlich auch, wie der nun zu erlebende Live-Mitschnitt eindrucksvoll beweist.

 

DG