Beth Gibbons - „Lives Outgrown“

Es war am Ende sehr ruhig um die TripHop-Band Portishead geworden. 2008 war das letzte Album „Third“, erschienen, gemeinsame Auftritte waren selten geworden. Da überraschte Beth Gibbons Anfang des Jahres ihre Fans mit der Mitteilung, nach langer Zeit wieder ein Soloalbum zu veröffentlichen. Nun ist es da und „Lives Outgrown“ ist eine in jeder Beziehung besondere Einspielung geworden. Beth Gibbons bislang persönlichstes Werk spiegelt eine lang andauernde Phase von Veränderungen und Selbstreflexionen wider. Eines der prägenden Merkmale darin war, wie Beth Gibbons es beschreibt, die „vielen Abschiede“ - von der Familie, von Freunden und nicht zuletzt auch von ihrem früheren Ich. „Mir wurde klar, wie ein Leben ohne Hoffnung ist“, sagt Beth. „Und das war eine Traurigkeit, die ich nie gespürt hatte.“ 
Die zehn neuen Tracks wurden über einen Zeitraum von 10 Jahren aufgenommen
In ihnen geht es auch um Mutterschaft, Ängste, um die körperlichen Veränderungen, das Altern und unweigerlich auch um die Sterblichkeit. „Menschen begannen zu sterben“, sagt Beth. „Wenn man jung ist, kennt man nie das Ende, man weiß nicht, wie es ausgehen wird. Manche Enden sind schwer zu verdauen“
Aufgenommen hat Beth das Album mit Lee Harris, dem Drummer von Talk Talk. Der hatte lange nach dem richtigen Schlagzeugsound für die Songs von Beth Gibbons gesucht. Diese jedoch wollte von der Verwendung üblicher Breakbeats wegkommen. "Ich konnte nicht mehr mit der Snare arbeiten", sagt sie. "Viele Beats sind heutzutage irritierend, weil sie so ausgenudelt wurden." Und so begann ein Suchen und Ausprobieren nach allem, was sich ihren Vorstellungen annähern könnte, von einer leeren Holzschublade über eine Tupperware-Box, mit Erbsen gefüllte Dosen bis hin zu einer Paella-Schüssel, einem Blech, Teilen des Mischpults, einer Wasserflasche aus Kuhfell als Snare und einer Kiste voller Gardinen als Kick-Drum. Das meiste davon wurde mit weichen Paukenschlägern gespielt.
Als Produzenten holte man James Ford ins Boot, der schon mit Arctic Monkeys, Depeche Mode und The Last Dinner Party gearbeitet hatte.
Die Entwicklung von „Lives Outgrown“ dauerte über ein Jahrzehnt - eine lange Erkundung - nicht nur des Sounds. Doch für Beth Gibbons fühlt sich dieses Jahrzehnt des Wandels und der Neuausrichtung an, als hätte sie ein neues Ziel gefunden: „Jetzt, wo ich am anderen Ende angekommen bin, denke ich nur, man muss mutig sein.“

tzm

Beth Gibbons 


„Lives Outgrown“


Domino Records


CD 15,95 € 


Deluxe CD 17,95 €


LP 27,95 € 

(Bildrechte: Eva Vermandel)