
Eine CD von BPiO/ Petrenko
- Tschaikowski 6. Sinfonie -
Recordings: Berliner Philharmoniker
Requiem auf ein Komponistenleben
Eine grandiose Sinfonie sollte es werden, die „... den Schlussstein meines ganzen Schaffens bilden soll“, wie Peter Tschaikowsky an seinen Freund, den Großfürsten Konstantin Konstantinowitsch Romanow schrieb. Sie wurde mehr als das – Tschaikowsky selbst wies in einem Brief an seinen von ihm vergötterten Neffen Wladimir Dawydov, dem er das Werk auch widmete, auf dessen Besonderheiten hin. Im Unterschied zu seinen früheren Sinfonien sollte es eine Programmsinfonie sein, mit eben diesem Namen, über die „...sich alle nur die Köpfe zerbrechen mögen.“ Es sei, schrieb er, durch und durch subjektiv und er habe, „nicht selten bitterlich geweint“, als er sie während seiner Wanderungen in Gedanken komponierte.
Den Plan für die Komposition fasste Tschaikowsky bereits 1890, unmittelbar nach Abschluss seiner 5. Sinfonie. Tatsächlich aber begann er erst zwei Jahre später, einzelne Skizzen anzufertigen, die er jedoch wieder verwarf. Im Februar 1893 schließlich, nachdem er von seiner letzten großen Konzertreise durch Europa zurückgekehrt war, setzte er sich in seinem Wohnhaus in Klin an die Arbeit und skizzierte das ganze Werk innerhalb von zwölf Tagen. Weitere vier Wochen später hatte er auch die Instrumentierung beendet. Die Uraufführung dirigierte er am 28. Oktober 1893 in Petersburg selbst
Auch wenn Tschaikowsky selbst die Sechste Sinfonie für sein bestes Werk hielt – in Petersburg erntete er bei Publikum und Kritik allenfalls einen höflichen Applaus. Zweifellos sah sich das Publikum sowohl inhaltlich als auch von der Form her mit so viel Neuem, Unerwartetem und zugleich Unerklärlichem konfrontiert, dass zu einer einfach begeisterten Zustimmung derzeit nicht fähig war. So endet die Sinfonie, wie er seinem Neffen schrieb, mit einem Finale, das „kein lärmendes Allegro, sondern ein sehr langgedehntes Adagio“ sei. Dass die Sinfonie oft als „Requiem“ Tschaikowskys bezeichnet wird, ist nicht zuletzt auf den eben diesen Satz zurückzuführen, dem Adagio lamentoso – einem herzzerreißenden Klagegesang, dem „requiem aeternam“ aus einer Totenmesse gleich. Einen Kompositionsauftrag für ein Requiem, den Tschaikowsky im Herbst desselben Jahres bekam, lehnte dieser ab: „Mich verwirrt ein wenig der Umstand, dass meine letzte Symphonie, besonders das Finale, von einer Stimmung durchdrungen ist, die derjenigen eines Requiems nahekommt... Ich fürchte, mich selbst zu wiederholen.“
Den großen Erfolg seiner Sechsten Sinfonie, die auf Anraten seines Bruders Modest den Namen „Pathetique“ erhielt, erlebte er nicht mehr - eine Woche nach der Uraufführung starb Tschaikowsky.
tzm