Brad Mehldau – “Après Fauré” / “After Bach II”

Brad Mehldau ist ein Wanderer zwischen den Welten. Klassik und Jazz – in beiden ist er zu Hause, mehr noch: die eine ist ohne die andere für ihn nicht vorstellbar. 
Nun veröffentlicht Nonesuch Records simultan zwei neue Alben des amerikanischen Pianisten. Zwar könnte der thematische Kontrast zwischen den beiden Veröffentlichungen „After Bach II“ und „Après Fauré“ größer kaum sein, jedoch: die Struktur und Annäherung an das Werk beider Komponisten durch Mehldau weist eine formale Verwandtschaft zwischen beiden Alben auf.    
Mit „After Bach II“ begegnet uns jener Brad Mehldau wieder, wie wir ihn auf seinem 2018 erschienenen Album „After Bach“ kennenlernten: Originalliteratur und davon inspirierte eigene Werke. So werden vier Präludien und eine Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier,  sowie die Allemande aus der vierten Partita ergänzt durch sieben Kompositionen oder Improvisationen Mehldaus. 
"Je mehr man versucht, sich auf ihn einzulassen, desto mehr wird die eigene Persönlichkeit sichtbar, unvermeidlich“, sagt er. „Du spielst nicht Bach - Bach spielt dich, in dem Sinne, dass er dich entblößt... Deshalb ist Bach ein Vorbild für mich als Jazzmusiker. In meinen improvisierten Soli möchte ich melodische Phrasen mit harmonischen Implikationen bilden und damit eine Harmonie erzeugen, die sich auf melodische Weise bewegt.“
Auf „Aprés Fauré“ werden vier von Gabriel Fauré inspirierte Kompositionen Mehldaus als Gruppe präsentiert, ergänzt durch zwei Abschnitte mit Werken des französischen Komponisten, in denen der Pianist vier Präludien aus einem Zeitraum von siebenunddreißig Jahren in Faurés Schaffen, sowie einen verkürzten Auszug aus dem Adagio seines Klavierquartetts in g-Moll spielt. "Dieses Format ähnelt meinem Projekt After Bach", betont Mehldau selbst. Die Verbindungen seien weniger offenkundig, aber Faurés harmonische Prägung sei in allen seiner vier Werken vorhanden. „Wenn das Erhabene uns einen Vorgeschmack auf unsere Sterblichkeit gibt, dann könnte diese Musik die Strenge des Todes vermitteln - den Tod von Fauré, als er sich ihm näherte, aber auch die Vorahnung unseres eigenen.“
Auf diese Weise bilden beide Alben das ganzheitliche musikalische Konzept eines ebenso nachdenklichen wie höchst sublimen Pianisten und Komponisten.

tzm

Brad Mehldau 


„Après Fauré“ / „After Bach II“


Nonesuch / Warner Music


Je CD 19,95 €

(Bildrechte: Elena Olivio)