Charles Lloyd & The Marvels – Tone Poem

Charles Lloyd & The Marvels 

„Tone Poem“

Blue Note

“Ich suche immer noch nach neuen Klängen”, meinte Charles Lloyd, als er 2015 sein Album “Wild Man Dance” vorstellte. Dieses Album markierte damals den Beginn seiner Zusammenarbeit  mit dem Jazz-Label Blue Note und zugleich den Beginn einer neuen Schaffensphase, für den er sich zugleich neue Weggefährten suchte und sie in seiner neuen Band „The Marvels“ versammelte.

Charles Lloyd, dessen Symbiose aus Jazz, Rock, Blues und Folk ihn seit Mitte der 60er Jahre richtig populär machte,  ist ein Klangsucher geblieben. Nach „8: Kindred Spirits“, dem im letzten Jahr erschienenen Live-Album, das anlässlich seines 80. Geburtstages aufgenommen worden war, präsentiert der inzwischen 83jährige mit „Tone Poem“ wieder ein durchweg  instrumentales Album.  Und wieder sind es die  Marvels, die in gleichgebliebener Besetzung an seiner Seite aufspielen: der Gitarrist Bill Frisell und Greg Leisz, ein Meister der Pedal-Steel-Gitarre, der Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Eric Harland. Letztere begleiten Charles Lloyd schon seit mehr als zehn Jahren.

Anders als sonst präsentieren Charles Lloyd & The Marvels  ihr „Tone Poem“ ohne Gastsänger, wie etwa Norah Jones und Willie Nelson auf dem 2015er Album „Wild Man Dance” oder die wunderbare Lucinda Willams auf dem großartigen gemeinsamen 2018er Album „Vanished Gardens“.

Titel zu covern ist nicht nur  Ausdruck einer besonderen Wertschätzung, es ist zugleich das Bekenntnis zur Anregung, erst recht , wenn viele der Originale  den heute 83jährigen eine so lange Zeit seines Lebens inspiriert haben: Musiker wie der Saxophonist Ornette Coleman, der Jazzgitarrist Gabor Szabo oder, wie bei diesem Album, etwa Leonard Cohen. Dessen Song „Anthem“ vom 1992er Cohen-Album „The Future“ fand in einer wunderbaren Version nun auf Charles Lloyds neuen Album seinen Platz – schöner als bei dieser Version hörte man das Intro kaum, mit der Gitarre von Bill Frisell und der Pedal-Steel-Guitar von Greg Leisz, gefühlvoller kaum die Konversation zwischen Frisells Gitarre und Lloyds Tenorsaxophon.  

Das ursprünglich für das Album „Monk himself“ (1956) als Trionummer aufgenommene „Monk’s Mood“, damals mit John Coltrane und Wilbur Ware (Kontrabass), hatte Lloyd bereits auf dem 2018er „Vanished Gardens“-Album  gecovert. Jetzt nimmt er sich des Klassikers erneut an – in doppelter Spielzeit. Dass dies ohne Ermüdungserscheinung vonstatten geht, liegt nicht zuletzt an den exzellenten Gitarrenparts, auch und vor allem an der omnipräsenten, nie vordergründigen Pedal- Steel-Guitar.

Den alten Freund und Bruder im Geiste Gabor Szabo zu ehren holt Lloyd sogar die Querflöte hervor: „Lady Gabor“  verleiht dem „Tone Poem“ eine ganz besondere Note.

Übrigens erscheint von diesem Album eine Vinyl-Ausgabe innerhalb der erfolgreichen audiophilen Tone-Poet-LP-Serie von Blue Note Record

 

tzm