
Sie gilt als die berühmteste Vertreterin ihres Genres und ist neben der „Nacht in Venedig“ und dem „Zigeunerbaron“ die wichtigste Operette von Johann Strauss (Sohn). Dieser dirigierte nach einem fieberhaften Kompositionsprozess im Sommer 1873, bei dem er eng mit dem Librettisten und Komponisten Richard Genée zusammenarbeitete, am 5. April 1874 auch die Uraufführung im „Theater an der Wien“.
Das Stück fand rasend schnelle Verbreitung und wird bis heute weltweit gespielt - in schöner Regelmäßigkeit findet es sich vor allem zu Silvester auf den Spielplänen. Grund dafür ist die Leichtigkeit, mit der Strauss und Genée im Schein einer leicht-süffigen Verwechslungskomödie die, wie ein Kritiker schrieb, „… bürgerliche Fassaden zum Tanzen bringt, politische und gesellschaftliche Kommentare inklusive.“
„Die Fledermaus“, seit 1895 auf dem Spielplan der Bayerischen Staatsoper, erlebte im Dezember 2023 eine Neuinszenierung, deren Prädikat „spektakulär“ nicht übertrieben ist. Regisseur Barrie Kosky verlieh der „Operette aller Operetten“ ein neues Gewand: In einer farbenprächtig prallen Ausstattung (Bühnenbild: Rebecca Ringst, Kostüme: Klaus Bruns) tanzt hier eine Gesellschaft, eine ganze Stadt - der Schauplatz ist Wien, Stadt der goldenen Operettenära - dem Abgrund entgegen.
Schon die Idee, Gabriel von Eisensteins Albtraum von der Rache der Fledermaus, als Tanzszene mit insgesamt zehn Fledermäusen zu den Klängen der Ouvertüre zu inszenieren (Choreografie: Otto Pichler), schraubt die Erwartungen an diese Inszenierung in die Höhe. Und sie wird nicht enttäuscht!
Das Feuilleton lobte Vladimir Jurowskis Zugriff auf die Partitur, die neue Lesart. Dazu gehören nicht nur der durchsichtige Klang des Bayerischen Staatsorchesters und die Installation eines kleinen Bühnenorchesters während der Ballszene im Hause des Fürsten Orlowsky. Für eine Stepp-Einlage des Oberfroschs (einer von sechs!) wurde kurzerhand die von den Brüdern Johann und Josef Strauss gemeinsam komponierte Pizzicato-Polka in den musikalischen Ablauf integriert. Diana Damrau ist als Rosalinde zu erleben, Georg Nigl als ihr Gatte Gabriel von Eisenstein, Katharina Konradi als Adele und Martin Winkler als Gefängnisdirektor Frank und der Stepptänzer Max Pollak gibt die großartige Steppeinlage.
Die Rolle des Fürsten Orlowsky, von Strauss als eine „Hosenrolle“ für eine Sopranistin oder Mezzosopranistin konzipiert, hat der britische Countertenor Andrew Watts übernommen.
Die jetzt veröffentlichte DVD/Blu-ray gewährt sowohl akustisch als auch optisch einen „Logenplatz“ beim Blick auf den „brodelnden Vulkan unter dem Glanz von Federboa und Tutu“. Man findet sich mittendrin im Champagnerrausch mit seinem Motto: „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist…“.
tzm

Damrau / Nigl / Konradi / Winkler / Jurowski / Kosky
„Die Fledermaus“
Bayerische Staatsoper BSO
DVD 29,95 €
BluRay 29,95 €
(Bildrechte: xx )