Elīna Garanča – “When Night Falls…”

Auf ihrem neuen Album thematisiert Elīna Garanča jene Zeit vom Anbruch der Dunkelheit bis tief in die Nacht. Mit ihrer Stückauswahl will sie ein Gefühl „für jene Zeit am Tag, in der man sich von der Welt zurückzieht, nach Hause kommt, die Tür zumacht und sich in einem geschützten Rahmen ganz dem eigenen, privaten Leben widmet“ vermitteln. Dazu führt Garanča die Hörerinnen und Hörer vom farbenreichen, belebten Treiben der Dämmerung hinein in die Intimität und Stille der Nacht. So stehen zu Beginn großformatige Orchesterlieder auf dem Programm, darunter das Wiegenlied (»Träume, träume, du mein süßes Leben«) von Richard Strauss und das spanische Stück Asturiana des Komponisten Manuel de Falla, Garanča wird hier vom Orquesta Filarmónica de Gran Canaria unter Leitung von Karel Mark Chichon begleitet. In Engelbert Humperdincks Abendsegen aus Hänsel und Gretel ist der Mezzosopranistin das für sie »faszinierende Experiment« gelungen, im Overdub beide Stimmen einzusingen.
Kammermusikalischer geht es in verschiedenen Abend- und Nachtliedern zu, darunter zwei Stücke von Luciano Berio mit dem Berlin Music Ensemble, Brahms’ Wiegenlied (»Guten Abend, gut’ Nacht«) mit Special Guest Albrecht Mayer sowie Franz Schuberts Nacht und Träume mit Malcolm Martineau.
Neben der Orchester- und Klavierbegleitung ist für die Künstlerin auch die Gitarre eine vollendete Ergänzung der Gesangslinie. So ist sie in Sogno von Francesco Paolo Tosti mit dem Gitarristen Raphaël Feuillâtre, dem Neuzugang bei Deutsche Grammophon, zu erleben, ebenso wie mit José María Gallardo del Rey, der nicht nur zwei eigene Werke (Nana Criolla und Canción de cuna) zusammen mit Garanča interpretiert, sondern auch den Canción de cuna para dormir a un negrito von Xavier Montsalvatge. 
Erstmals in ihrer bisherigen Diskografie macht Elīna Garanča ihre lettische Identität zu einem Teil ihres Programms, was das Album so besonders und persönlich werden lässt. Mit Aijajā! (Süße Ruh) und Şūpļa dziesma (Wiegenlied) von Alfrēds Kalniņš sowie Pelīt, velc miedziņu (Kindchens Schlaflied) von Jānis Zālīts hat sie ausgesprochen innige Stücke ausgewählt. Berührend, wie sie das lettische Volkslied Aijā, žūžū, lāča bērni (»Aija, zuzu, kleine Bären«), welches sie eng mit ihrer Kindheit verbindet, à capella singt – dichter geht es nicht. Gleiches gilt für die Lieder des lettischen Komponisten Raimonds Pauls, den Garanča als »Meister der Melodien« und auch als »Legende« in ihrem Heimatland schätzt und mit dem sie nun auf ihrem Album gemeinsam musiziert. 

DG/tzm

Elīna Garanča


“When Night Falls…”


Deutsche Grammophon 


CD 19,95 €

(Bildrechte: DG)