Ethan Iverson

“Every Note is True”

EDEL

 

Vor mehr als 20 Jahren gründeten der Pianist Ethan Iverson, der Bassist Reid Anderson und der Schlagzeuger Dave King in Minneapolis ein Jazz-Trio, das mit seiner Kombination von Elementen Pop, Avantgarde und Klassik ganz schnell Furore machen sollte. Freimütig bekannte man sich zu den breiten Einflüssen, die von Ornette Coleman bis Igor Strawinsky reichen würden. Und - mehr als das – auch die Kollegen aus dem Rock- und Pop-Bereich standen der Musik von The Bad Plus Pate, bei deren oft eigenwilligen und immer originellen Bearbeitungen verschiedener Rockklassiker. Insgesamt 14 Alben nahm die Band in dieser Besetzung auf, bis Ethan Iverson die Band im Dezember 2017 verließ. Jetzt tritt Iverson mit der Veröffentlichung seines Blue-Note-Records-Debüts „Every Note Is True“ wieder an. Eingespielt hat er das Album mit zwei Musikern, deren Qualifikation sich aus ihrem künstlerischen Werdegang mühelos herleiten lässt. Der Bassist Larry Grenadier gehörte jahrzehntelang zum Trio von Brad Mehldau. Jack DeJohnette prägte mit seinem Schlagzeugspiel über gut 30 Jahre hinweg den Sound des Keith Jarretts “Standards”-Trios. So wird in dieser Platte also dreifache geballte und hochdosierte Trio-Erfahrung hörbar.

Dass „Every Note Is True“ ein sehr persönliches Album werden würde, bei dem Iverson die persönlichen Begegnungen mit verschiedenen Künstlern und die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse verarbeitet hat, wird schon mit dem ersten Titel deutlich, den er mit seiner Frau Sarah Deming geschrieben hat: „The More It Changes“, ein herrliches kleines Stück. Eine leicht melancholische, ein bisschen nostalgische Zustandsbeschreibung nach einem Abend mit Musik, die lange nachklingt, auch wenn die Band längst gegangen ist: du singst nie alleine, wenn dich der Rhythmus erwischt… und jede Note wahr ist – „every note is true“.

Das darf man durchaus auch als Motto dieser Aufnahmen verstehen, die sich musikalisch vielfältig präsentieren und bis auf ein Stück– Jack DeJohnettes “Blue”– ausschließlich aus Iversons Feder stammen Iverson. Während „The Eternal Verities“ im musikalischen Gestus eines klassischen auskomponierten Songs daherkommt, geht es bei „Goodnes“ im Sinne des Wortes „moderner“ zu. “Es ist großartig zu hören, wie Larry und Jack zur Sache gehen”, sagt Iverson in einem Interview. “Wenn du mit den beiden zusammenspielst, brauchst du nicht viel Material. Es reicht, wenn du ihnen etwas wirklich Simples vorlegst, nicht mehr als ein paar einfache Skizzen. Sie ergreifen von den Ideen Besitz und lassen sie großartig klingen. Das steht ganz in der Tradition der großen Blue-Note-Platten aus den 50er und 60er Jahren, wo die Melodien einprägsam sind, aber tatsächlich nicht allzu viel notiert war.”

Herausragend der Sound der einzelnen Instrumente, atemberaubend ihre klangliche Fülle und zugleich die Balance zueinander – „Every Note Is True“ ist ein wirklich gelungener Start Ethan Iversons bei Blue Note, der Lust auf mehr macht.

tzm