
Es ist ein Mammutprojekt, das Hansjörg Albrecht 2020 begonnen hatte: das gesamte sinfonische Werk Bruckners in neuen Transkriptionen für die Orgel einzuspielen. Die Unternehmung fand mit der Veröffentlichung der 9. CD im Februar dieses Jahres ihren Abschluss. Aus Anlass des 200. Geburtstag Anton Bruckners veröffentlicht das Label OehmsClassics jetzt in einer 13 CDS umfassenden Box sämtliche Aufnahmen dieses Projekts, eingespielt an verschiedenen Orten, auf unterschiedlichen Instrumenten, so z.B auf der Bruckner-Orgel der Stiftskirche Sankt Florian, der Orgel der Westminster Cathedral in London oder der Orgel des Konzerthauses in Wien.
Hansjörg Albrecht, der 1972 in Freiberg geborene Organist und Dirigent, ist mit dem Werk Bruckners seit seiner Zeit als Knabe im Dresdner Kreuzchor, später als Dirigent und Organist bestens vertraut. Dass er seine Erfahrungen mit Bruckners Sinfonien als Dirigent mit den verschiedensten Orchestern und Spielorten sammeln konnte, half ihm bei der Entscheidung für Aufnahmeorte und Orgeln, wobei nicht allein akustische Kriterien eine Rolle spielten.
„Ich hätte es mir auch leichter machen können, und das ganze Projekt an einem guten Instrument verwirklichen können“, sagt er. „Aber das Spielen auf so unterschiedlichen Instrumenten und die verschiedenen Aufnahmeorte waren für mich eine wertvolle Erfahrung.“ Es sei ihm auch wichtig gewesen, ergänzt er, den Blick dafür zu weiten, wo Bruckner war, wo er gewirkt hat.
Eine Besonderheit dieses Projekts besteht in seinem Repertoire, das nicht nur die für Orgel transkribierten Sinfonien umfasst. Durch die so genannten „Bruckner-Fenster“ stellt Albrecht einen Bezug des Bruckner‘schen Werkes zur heutigen Zeit her: Junge Komponisten der Gegenwart setzen sich durch ihre Kompositionen in ein direktes Verhältnis zu Bruckners Werk. Hansjörg Albrecht betont bei der Erläuterung dieses gelungenen Kunstgriffs den Aspekt, dass Bruckner nicht nur Komponisten wie Gustav Mahler, Paul Hindemith oder Jean Sibelius beeinflusst hat, sondern auch die Moderne, etwa Philipp Glass und seine Minimal Music. Albrecht suchte nach Komponistinnen und Komponisten, die sich Bruckner verbunden fühlen. Und er fand sie in Françoise Choveaux und Johanna Doderer sowie in Philipp Maintz, Oscar Jockel, David Matthews, Andrea Lorenzo Scartazzini, Enjott Schneider und Thomas Schlee.
Die Transkriptionen der Sinfonien nahmen der Würzburger Organist und Komponist Erwin Horn und der in Stuttgart lebende Kirchenmusiker Eberhard Klotz vor. Von Hansjörg Albrecht stammt die Transkription der Bruckner -Motette „Libera me domine“. Sie bildet zusammen mit einem „Bruckner-Fenster“ von Philipp Maintz und Bruckners letzter, unvollendet gebliebener „Sinfonie Nr.9 d-Moll“ mit dem durch Gerd Schaller komplettierten Finale den Abschluss dieses aufregenden und umfassenden Zyklus‘.
Bruckner, sagt Hansjörg Albrecht im untenstehenden Interview, habe immer alle Register gezogen. „Er war für seine minutenlangen Pedaltriller mit riesigen Akkordballungen darüber bekannt. Wenn man von Bruckners ‚Klangkathedralen‘ redet – hier hört man sie!“
tzm

Hansjörg Albrecht
„The Symphonies - Orgeltranskriptionen“
OehmsClassics
13CD Box Set 59,95 €
(Bildrechte: Vanessa Daly)