
John Coltrane & Eric Dolphy – “Evenings At The Village Gate”
Im Sommer 1961 spielte das John Coltrane Quintet den ganzen August über im legendären „Village Gate“ in Greenwich Village, New York. Die Mitschnitte dieser Konzerte wurden unlängst in der New York Public Library entdeckt und erscheinen jetzt in einer Auswahl als Album. „Evenings At The Village Gate“ ist nicht nur ein musikalisches Dokument von ungeheurer Intensität – es fokussiert sich zugleich auf eine fast schon legendäre musikalische Partnerschaft zwischen John Coltrane und Eric Dolphy, die mit Dolphys Tod 1964 viel zu früh endete.
John Coltrane spielte in jenem Sommer mit rotierenden Besetzungen. In den Aufnahmen des jetzt veröffentlichten Albums präsentiert sich der visionäre Saxofonist zusammen mit Eric Dolphy und den Musikern seines gerade entstehenden Quartetts. Mit dabei waren der Pianist McCoy Tyner, der, wie auch Drummer Elvin Jones von 1960-1965 dazu gehörte. Kontrabassist Reggie Workman kam 1961 und blieb für ein Jahr - Steve Davis stieß für die Aufnahmen kurzzeitig als zweiter Bassist dazu.
John Coltrane und Eric Dolphy gerieten häufig in die Kritik der Swing- und Jazz-Puristen, nicht zuletzt ihrer ausgiebigen Soli wegen. Coltrane reagierte gelassen darauf: „Sie sind lang, weil alle Solisten versuchen, sämtliche Möglichkeiten auszuloten, die ein Stück bietet. Wenn ich zum Beispiel spiele, versuche ich natürlich, so viel wie möglich unterzubringen. Und das gilt auch für Eric [Dolphy]und McCoy Tyner. Das ist nicht so geplant - es passiert einfach.“
Was Coltrane meint, demonstriert das Album aufs Feinste. Es enthält mitreißende Live-Aufnahmen so bekannter Stücke wie „My Favourite Things“, das Coltrane im Oktober 1960 für sein gleichnamiges Album aufnahm, das im Jahr darauf erschien. Coltrane hatte es aus dem Musical „The Sound Of Music“ des genialen Komponistenduos Rodgers und Hammerstein adaptiert und in sein Kernrepertoire aufgenommen. Vom gleichnamigen Live-Album, das Coltrane im November 1961 aufnahm, stammt der Titel „Impressions“, hier in einer wiederum anderen Variante präsent. In einer fantastischen Version des 1936 von Benny Carter und Spencer Williams komponierten Stücks „When Lights Are Low“ präsentiert sich Multiinstrumentalist Eric Dolphy als Magier der Bassklarinette.
Ein Special der besonderen Art dürfte die bislang einzige bekannte Nicht-Studioaufnahme von Coltranes Komposition „Africa“ von seinem berühmten Album „Africa / Brass“ (1961) sein, das auch Arrangements von Eric Dolphy enthielt. Zur Tracklist dieses Albums gehörte ebenfalls „Greensleeves“, dessen nun entdeckte Live-Version mit Coltrane und Dolphy bis heute elektrisiert.
„Evenings At The Village Gate“ ist ein durchweg fesselnder Live-Mitschnitt nie zuvor gehörter Musik und es ist exemplarisches Dokument dafür, wie sich zwei der großen Giganten des Jazz gegenseitig ergänzten und bereicherten.
tzm

John Coltrane & Eric Dolphy – “Evenings At The Village Gate”
Impulse / Universal Music
CD 19,95 €
2LP 38,95 €
(Bildrechte: Herb Snitzer)