John Scofield – „Uncle John's Band“

Scofields neues Album erscheint beinahe eineinhalb Jahre nach seinem ersten Solo-Gitarren-Album überhaupt. In der Isolation des Lockdowns hatte der Gitarrist einmal alle Einflüsse und Idiome, denen er im Laufe seiner Karriere begegnet ist, in intimen Solo-Vorträgen zusammenfasst, begleitet nur durch die akkordische Untermalung einer Loop-Maschine.
Komplett „handgemacht“ dagegen ist das aktuelle Werk, auf dem sich Scofield nicht nur als Meister seines Instruments, sondern auch in ausgesprochen improvisationsfreudiger Verfassung mit seinem Trio präsentiert, zu dem im Weiteren der Bassist Vicente Archer und Bill Stewart am Schlagzeug gehören.
Einmal mehr tritt Scofields ungeheuer große Repertoirekenntnis dabei zutage, die von Dylans „Mr. Tambourine Man" bis zu Neil Youngs "Old Man", von Leonard Bernsteins „Somewhere" bis zu Miles Davis' "Birth of the Cool"- Klassiker "Budo" reicht. „Alle diese Kompositionen sind Vehikel, auf denen wir improvisieren können“, sagt John Scofield über den vielseitigen Genre-Pluralismus der Gruppe und ergänzt: "Ich habe das Gefühl, dass wir überall hingehen können". 
Übrigens wurde das Album „Uncle John's Band“ nach dem gleichnamigen „Grateful Dead“-Song benannt, mit dem Jerry Garcia das 1970er Album „Workingman’s Dead“ eröffnet hatte. Und das nicht von ungefähr: Scofield, parallel zu seinen Jazz-Aktivitäten seit langem auch gern gesehener Gast in der Rock-Jam-Band-Szene, hat als Mitwirkender in den Gruppen des Grateful-Dead-Bassisten Phil Lesh in den letzten 20 Jahren mehrfach „Uncle John's Band“ live gespielt.
Und so wie John Scofield mit großen Musikern wie Miles Davis, Charles Mingus, Gary Burton, Gerry Mulligan, Joe Henderson gespielt hat, ist auch Bassist Vicente Archer durch vielfaches Zusammenspiel mit Jazz-Koryphäen wie Kenny Garrett, Terence Blanchard, Tom Harrell, Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Mark Whitfield oder dem Lincoln Center Jazz Orchestra mit Wynton Marsalis verbunden. „Uncle John’s Band“ markiert seinen ersten Auftritt bei ECM.
Schlagzeuger Bill Stewart hat nicht nur mit vielen führenden Musikern gespielt und Aufnahmen gemacht, darunter Joe Lovano, Pat Metheny, oder Charlie Haden - er hat seit mehr als 30 Jahren auch mit John Scofield musiziert. „Was Bill macht, ist mehr als nur ‚Schlagzeug spielen‘“, sagte dieser. „Er ist eine melodische Stimme in der Musik, er spielt Kontrapunkt und komponiert, während er gleichzeitig enorm mitswingt.“ 
Jedes Stück auf diesem Doppelalbum lebt von der üppigen Improvisationsfreude des Trios - kein Wunder bei so viel Meisterklasse.

tzm

John Scofield


„Uncle John’s Band“ 


ECM Records


2CD 27,95 € 


2LP 37,95 € - Vinyl erhältlich ab 17.11.23 

(Bildrechte: Maxim Schulz)