Jonas Kaufmann, Elīna Garanča u.a. – „Wagner: Parsifal“

Es ist wenig verwunderlich, dass die Faszination von Wagners letztem Bühnenwerk mit seiner Gralsmystik, christlichen Symbolik und der ihr zugrundeliegenden ewigen Frage nach Schuld und Sühne auf das Publikum bis heute ungebrochen ist; die harmonisch verdichtete Erzählweise, die Komplexität in Tonalität und Klangfarben, das noch mehr als in seinen vorangegangenen Werken aufs Innere zurechtgespitzte tiefenpsychologische Drama, die hochmetaphorische Symbolkraft im Detail und nicht zuletzt die Spieldauer stellen höchste musikalische Anforderungen an das Orchester wie an die Solisten. 
So war denn auch die im April 2021 wegen Corona-Auflagen ohne Publikum live aufgezeichnete Inszenierung von Kirill Serebrennikov mit Spannung erwartet worden. Sie spielt in einem Gefängnis – gemäß der Zeile „zum Raum wird hier die Zeit“. Nach mehreren Jahren in Haft, Hausarrest und mit Ausreiseverbot belegt, musste der Regisseur die Neuproduktion von ferne leiten und von Mitarbeitern vor Ort erarbeiten lassen.  
Auf dieser Aufzeichnung, die seinerzeit vom Feuilleton überschwänglich gefeiert wurde, basiert die jetzt veröffentlichte CD.  Philippe Jordan, der das Orchester und Chor der Wiener Staatsoper in dieser Produktion dirigierte, meinte zu den besonderen Herausforderungen des Werkes an seine Interpreten: „Letztlich kann der Dirigent im Parsifal nicht ausschließlich führen, sondern muss vieles geschehen lassen, um dem Werk in seiner gewaltigen Dimension gerecht zu werden.“ Neben Jonas Kaufmann, der den „reinen Toren“ mit betörenden Zwischentönen und dramatischen Ausbrüchen gestaltet, sind an seiner Seite gleich zwei prominente Rollendebüts verewigt: souverän singt Elīna Garanča ihre erste und bereits seit langem erwartete Kundry, Georg Zeppenfeld (Gurnemanz) und Ludovic Tézier (Amfortas) singen ihre Partien ganz im Sinne des von Wagner geschätzten Belcanto. Wolfgang Koch, international renommierter Darsteller des Hans Sachs in Wagners Meistersinger, gestaltet eindringlich die Figur des Klingsor.

SCL/ tzm

(Bildrechte: Michael Poehn)