Julian Lage - „Speak To Me“

Auch wenn Vorsicht bei solchen Superlativen geboten ist - Julian Lage war ein Wunderkind. Wie anders soll man es beschreiben, wenn ein Achtjähriger(!) mit Gitarristen wie Carlos Santana, Martin Taylor und Pat Metheny, dem legendären Mundharmonikaspieler Toots Thielemans oder dem Mandolinenvirtuosen David Grisman zusammenspielt.  
Die Gitarre nahm er bereits im Alter von fünf Jahren zur Hand und er war gerade Sechs, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat. Über ihn entstand der Oscar-nominierte Dokumentarfilm „Jules at Eight“ aus dem Jahr 1996, in dem er mit der E-Gitarre hinter dem Kopf die d-Moll Intervention von Bach spielt. 
Jetzt veröffentlicht Blue Note das mittlerweile vierte Album von Julian Lage für das Label: „Speak To Me“ - produziert von Joe Henry. Es präsentiert den Gitarristen in verschiedenen Besetzungen, darunter als Solist auf der Akustikgitarre, im Duo, mit seinem gewohnten Trio mit dem Bassisten Jorge Roeder und dem Schlagzeuger Dave King, sowie in einem größeren Ensemble mit Keyboards (Kris Davis und Patrick Warren) und Holzbläsern (Levon Henry). Intim im Ton und umfassend in der Absicht, bewegt sich die Musik in einem breiten Spektrum amerikanischer Musik und erfreut sich an der bewussten Kreuzung zwischen Gospel-Hymnen und ländlichem Blues, kalifornischem Singer-Songwriter-Sonnenschein und Skronky-Jazz. 
„Im Laufe meines Lebens habe ich immer auf Musik reagiert, die eine erzählerische Qualität hat“, sagt Lage und erklärt, dass er seine jüngsten Kompositionen weniger als Abkehr, sondern vielmehr als Erweiterung der Originale früherer Alben sieht. „Ich glaube, dass Musik eine Art Bindegewebe hat. Das ist wichtig und es macht Spaß, es zu pflegen.“
Als der Sänger, Songwriter und Produzent Joe Henry - er ist für bahnbrechende Alben von Solomon Burke, Allen Toussaint und vielen anderen verantwortlich - Lages Songs zum ersten Mal in Rohform hörte, war er von der Herausforderung des Projekts sofort fasziniert: „Wie können wir eine Platte machen, bei der Julian durchgehend improvisiert, wie es seine Gabe ist, während wir uns gleichzeitig um den Song kümmern? Alles musste im Dienste der Songform existieren.“
Julian Lage staunt darüber, wie Henry es geschafft hat, die Atmosphäre von „Speak To Me“ zu prägen, ohne viel zu sagen. „Ganz diskret hat er die Dinge geleitet“, sagt er. „Joe hält einen Raum bereit, in dem Dinge passieren können. Manchmal bedeutet das, alle aus dem Weg zu räumen oder die Melodie davor zu schützen, dass jemand in die Quere kommt.“
Entstanden ist ein fabelhaftes Album, das jetzt als CD und als Vinyl zu haben ist.

BN/tzm

Julian Lage 


„Speak To Me“ 


Blue Note


CD 19,95 €

 
2LP 41,95 € 

(Bildrechte: Alysse Gafkjen)