Keith Jarrett/Gary Peacock/Paul Motian – „The Old Country (More music from The Deer Head Inn)“

Das Deer Head Inn in der Region Delaware Water Gap in Pennsylvania ist einer der ältesten Jazzclubs der USA. Seit 1950 ist er kontinuierlich ein angesagter Ort für Live-Musik. Dort bekam im Jahr 1961 der damals 16-jährige Keith Jarrett zum ersten Mal die Möglichkeit, sich als Leiter eines Klaviertrios zu präsentieren. Das hatte Keith Jarrett den Besitzern des Clubs Bob und Fay Lehr nie vergessen. Als die beiden nach 42 Jahren Clubgeschäft in den Ruhestand gingen und die Leitung an ihre Tochter Dona und ihren Schwiegersohn Christopher Solliday übergaben, bot Keith Jarrett ihnen an, noch mal in diesem Club zu spielen, um dessen ungebrochenes Engagement für den Jazz zu würdigen.
Und so kam es am 16. September 1992 zu einem in mehrerer Hinsicht denkwürdigen Konzert im Deer Head. Der Club war, obwohl es keine Werbung, sondern nur Mund-zu-Mund-Propaganda gegeben hatte, ausverkauft – wer nicht hineinpasste, drängte auf die Veranda vorm Haus. Aber nicht nur der Anlass war besonders – dieses spontan organisierte Konzert war zugleich das einzige Mal, dass Keith Jarrett, der Bassist Gary Peacock und Schlagzeuger Paul Motian als Trio spielten. „Ich habe nicht nur 30 Jahre lang nicht im Deer Head Klavier gespielt, schrieb Jarrett 1994 in den Liner Notes zu „At The Deer Head Inn“, der ersten Materialauswahl dieses denkwürdigen Konzerts, „sondern auch 16 Jahre lang nicht mit Paul Motian gespielt. Es war also wie ein Wiedersehen und eine Jam-Session zugleich.“
30 Jahre später unterzogen Keith Jarrett und Produzent Manfred Eicher das gesamte Material einer erneuten Prüfung, wählten weitere acht bisher unveröffentlichte Stücke für das Projekt „The Old Country“ aus. Sie sind jetzt auf diesem zweiten Teil der „Deer Head“-Aufnahmen zu hören:  Cole Porters „Everything I Love“ und „All of You“, „Straight No Chaser“ von Thelonious Monk, „I Fall In Love Too Easy“ von Jule Styne, Frank Churchills „Someday My Prince Will Come“, Gershwins „How Long Has This Been Goen On“, Victor Youngs „Golden Earring“ und Nat Adderleys „The Old Country“, das dem Projekt seinen Titel gab. Da wäre man gern dabei gewesen…

 
tzm

(Bildrechte: Wolfgang M. Weber)