
Händel im Glück …
… könnte die Kurzfassung eines Textes über das Wirken und Leben des in Halle geborenen Komponisten im England der 1730 Jahre lauten. Händel reiste schon nach England, während er noch in den Diensten des Kurfürsten Ernst Ludwig von Hannover stand, von dem er ein üppiges Jahresgehalt und eine großzügige Urlaubsregelung zugesprochen bekam. In dem Vertrag heißt es: Er kann, wenn er es verlange, auf zwölf Monate oder länger, verreisen, wohin er wolle.
Und Händel, interessiert am kulturellen Leben in England, machte intensiven Gebrauch davon. Seine erste Einladung nach England erhielt er bereits 1709 während eines Rom-Aufenthaltes durch den Herzog von Manchester und schon im Februar 1711 wurde seine Oper „Rinaldo“ im Londoner Haymarket-Theatre mit außerordentlichem Erfolg aufgeführt. Ein Jahr später übersiedelte er nach London, 1713 setzte ihm die englische Königin bereits ein Jahresgehalt aus, obwohl er noch in Hannoverschen Dienste stand. Als sie ein Jahr später starb, kam sein früherer Dienstherr, Herzog Ernst Ludwig von Hannover, als König Georg I. nach London und schuf Händel, indem er dessen Gehalt verdoppelte, eine sichere materielle Basis für sein künstlerisches Wirken. Dessen Ausmaß und Bedeutung ist enorm und unerreicht. Händels Popularität und seine Bedeutung für die englische Musik eröffnete ihm alle künstlerischen Möglichkeiten und Händel nutzte sie – mit ausgeprägtem Sinn nicht nur für musikalische, sondern auch weltliche Gelüste.
Vor diesem Hintergrund ist das neue Projekt des Flötisten und Dirigenten Maurice Steger zu sehen:
„MR Handel’s Dinner“ - ein musikalisches Festmahl. Händel, der inzwischen nicht mehr nur als Komponist, sondern auch als Regisseur und Unternehmer wirkte, konnte es sich leisten, die besten Musiker und Komponisten um sich zu scharen, die damals das englische Musikleben bereicherten: italienischen Komponisten und Virtuosen wie Franceso Geminiani oder Giuseppe Sammartini, den englischen Meistercembalisten William Babell oder den französischen Flötisten Michel Blavet. Sie wirkten nicht nur als Musiker, sondern bekamen auch Gelegenheit, sich während der Pausen in den Opern- oder Oratorienaufführungen mit eigenen Werken vorzustellen. Ihre musikalischen Einlagen begleiteten – hier sind wir bei den weltlichen Gelüsten - Händels üppige Pausen-Dinner, mit denen er seinen Gaumenfreuden frönte.
„Meine Idee war es, eine Art historisches Programm zu schaffen“, sagt Maurice Steger. „Es gab so viele fantastische Musiker, die in Händels Orchester spielten. Dieses Programm soll eine Art Konzertpanorama im London des Jahres 1725 präsentieren: vielfarbig und absolut im Geschmack der damaligen Zeit.“
Die Vielfältigkeit der musikalischen Einflüsse blieben nicht ohne Wirkung für Händels zahlreiche Kompositionen für die Flöte, die der Auswahl des Programms durch Maurice Stegers zugrunden liegen. „Um diese Vielfalt zu zeigen, war es nötig, viele Genres zu repräsentieren, nicht nur Sonaten, sondern auch Konzerte, Arrangements.“ Darum nahm Maurice Steger auch Kompositionen von Mitspieler Händels in das Programm, etwa das Konzert für Flöte und Orchester nach Corellis Sonate op. 5 Nr. 11 von Francesco Geminiani oder das Concerto Á 7 in D-Dur von William Babell, dessen Lehrmeister Händel mit großer Wahrscheinlichkeit war, oder Gottfried Fingers Komposition „A Ground“ Finger, um 1660 in Olmütz geboren, ging 1685 nach England, wo er zu einer der bedeutendsten Figuren im Musikleben Londons wurde.
Maurice Steger, Maurice / La Cetra - Mr Handel's Dinner
1 CD | 17,95 € | Harmonia Mundi