Michael Wollny und Joachim Kühn – „Duo“

Zum ersten Mal spielten Joachim Kühn und Michael Wollny im Oktober 2008 auf dem Album „Piano Works IX: Live At Schloss Elmau“ im Duo. Jetzt, 15 Jahre später, dokumentiert die schlicht mit „DUO“ betitelte Einspielung ein erneutes Zusammentreffen am 23. Januar 2023 in der Alten Oper Frankfurt. 
Insgesamt sechs Werke enthält das Album, auf dem sich Pianisten zweier Generationen begegnen. Und schon der Opener, Wollnys Komposition „Vienna Pitch“, mit dem beide auch das Konzert in Frankfurt eröffneten, lässt keinen Zweifel daran, wie die beiden Pianisten miteinander atmen, aufeinander hören, wie einer dem anderen Brücken baut, Flächen bietet, sich auszuprobieren. Grundlage dafür ist Wollnys Stil zu komponieren. In einem Interview zitierte Wollny einmal den russischen Komponisten Alexander Skrjabin: „Harmonik und Melodik sind eigentlich das Gleiche, nur eben vertikal und horizontal“ Das, so sagte er, sei auch für seine Art zu schreiben wichtig: was für Klänge entstehen auf der Melodie und umgekehrt - beides sei für ihn sehr eng miteinander verknüpft.  Ähnlich auch Wollnys zweites Stück für dieses Album „Fatigue“, bei dem zunächst eine melodische Struktur freigelegt wird, die schließlich das Fundament für ein feintöniges, pulsierendes Miteinander bietet.  Joachim Kühns „Eclat“ markiert einen im Sinne des Wortes harmonischen Kontrast dazu. Ganz ähnlich die Hommage an seinen Bruder Rolf 
Mittendrin und ganz sicher nicht zufällig: Ornette Colemans Komposition „Somewhere“. Joachim Kühn hatte Coleman Anfang der 1990er Jahre in Paris kennengelernt. Die langjährige künstlerische Zusammenarbeit der beiden begann 1995 mit einem Duo-Konzert in der Riesenarena von Verona - bis 2000 sollten 15 weitere gemeinsame Konzerte folgen. Unfassbar: Coleman hatte für jedes von ihnen jeweils zehn Stücke geschrieben. Kühn hatte „Somewhere“ bereits für sein Tribut-Album „Melodic Ornette Coleman“ ausgewählt. Hier nun also im Duo – und die Interpretation von Kühn und Wollny lässt auf faszinierende Weise erkennen, dass Coleman, der vor zehn Jahren starb, als ein Begründer des Free Jazz gilt. 

tzm

Michael Wollny und Joachim Kühn 


„Duo“


ACT 


CD 19,95 € 

(Bildrechte: Jörg Steinmetz)