
Klaus Doldinger
„Motherhood“
Warner
Motherhood.
"Motherhood" heißt das neue Album, das Klaus Doldinger mit seiner Band Passport, Solisten und Gesangsgästen wie Udo Lindenberg, Max Mutzke und Joo Kraus eingespielt hat. Der Titel des Albums bezieht sich auf ein Projekt Doldingers Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre, seine Band „The Motherhood“, von der zwei Alben erschienen waren (1969 „I Feel So Free" und 1970 „Doldinger's Motherhood"). In ihnen richtete Klaus Doldinger seine musikalische Sprache neu aus und erweiterte sie.
Anfang der 50er-Jahre hatte Doldinger Dixieland-Jazz mit den „Feetwarmers“ gespielt. Zu Beginn der 60er-Jahre gründete er das Klaus Doldinger Quartett, dessen erstes Album 1963 unter dem Titel „Doldinger - Jazz Made In Germany“ erschien. Danach sammelte Doldinger Erfahrungen und Inspirationen in aller Welt, etwa im New Yorker Jazzklub „Birdland“. In dem legendären Club am Brodway, benannt nach Charlie „Bird“ Parker, hatten sich die Großen des Jazz die Klinke in die Hand gegeben: Miles Davis, John Coltrane, Art Blakey...
Doldinger komponierte auch fürs Fernsehen – mit der bis heute unverändert ausgestrahlten Titelmusik zum „Tatort“ setzte er sich selbst ein musikalisches Denkmal. Auch seine Filmmusiken, etwa Wolfgang Petersen Klassiker „Das Boot“ erreichten Kultstatus.
1971 gründete er die Band „Passport“ und veröffentlichte ein Jahr darauf das erste von insgesamt 28 Alben. Dass er darüberhinaus die musikalische Marke „Jazzrock” entscheidend mitgeprägt hatte, sei ihm erst kürzlich bewusst geworden, als er die beiden alten „The Motherhood“- Scheiben wieder zur Kenntnis nahm, erzählt Doldinger in einem Interview. Die sind als Vinyl-Originale längst vergriffen, und auch nur Second Hand für teuer Geld zu finden. Grund genug, sich der alten Stücke noch mal anzunehmen und schließlich 10 „The Motherhood-Stücke“ und einen „Passport“- Titel neu aufzunehmen.
Dass Doldinger bereits zu Zeiten von „The Motherhood“ Jazzformen modifizierte, dass er bei den Stücken mit Songstrukturen experimentierte, erklärt die flüssigen, gut hörbaren Neueinspielungen, etwa von „Turning Around“, wo Klaus Doldinger den Gesangspart gleich mit übernimmt. Aber Doldinger holte sich für die Neuaufnahmen auch Mitstreiter ins Studio. China Moses etwa, die sich den Originalsong „Men's Quarell“ zurecht schrieb und ihn nun als „Women's Quarell“ performed. Max Mutzke singt den „Song Of Dying“ ebenfalls vom 1970er Album "Doldinger's Motherhood". Eine schöne Geste auch, Udo Lindenberg, seinerzeit der erste Schlagzeuger von „Passport“, als Sänger für „Devil Don't Get Me“ dazu zu holen.
„Motherhood“ ist also mehr als nur ein Tribut an die frühen Jahre des Altmeisters – es ist zugleich der klingende Beweis dafür, wie modern und zugleich zeitlos Doldingers Musik ist.
tzm