Les Constellations - Diptyque Winterkollektion 2017

Dort an der Wand, ein bizarres  Tier, das uns fragend anschaut: Wo sind nur Eure Kinderträume geblieben? Zählt Ihr denn gar keine Sterne mehr? Sucht Ihr nicht mehr in den Wolken  nach mystischen Tierformationen, die den Himmel bevölkern?

Es gibt Begegnungen, die einfach kein Zufall sein können. Die Begegnung  zwischen Philippe Baudelocque und diptyque kam zustande, um uns daran zu erinnern, dass das Himmelszelt der Stoff ist, aus dem unsere Träume sind.  

Nach seinem Studium an der Pariser Ecole des Arts décoratifs war Philippe Baudelocque in der Graffiti-Szene der 90er Jahre aktiv.  Zurzeit ist er Mitwirkender des lasco Projects am Pariser Museum Palais de Tokyo, einer Art „Urban Art“-Programm.

Bekannt wurde Baudelocque durch seine kosmischen Tierfiguren. Vier Jahr  lang hinterließ der Künstler seine Werke auf nackten, anonymen Fassaden von Pariser Straßen. Seine eindrucksvollen, aber vergänglichen Werke, mit weißer Kreide auf die schwarzen Mauern einer dunklen, engen Gasse im Marais-Viertel gezeichnet, wurden von Wind und Wetter verwischt. Es ist die Suche nach unberührten, großen  Flächen, nach der Freiheit und Schönheit uneigennützigen Handelns, die den Künstler beflügeln.

Wenn er über seine Arbeit spricht, erwähnt Philippe Baudelocque auch die Bücher seiner Kindheit, die seine Neugier geweckt und ihm neue Welten eröffnet haben: Bücher über Tiere, Pflanzen, Mineralien ... Voller Nostalgie berichtet er über seine Kindertage, in denen die Natur eine große Rolle gespielt und sein Universum auf immer geprägt hat. Die Tiere in seinen Werken setzen sich aus Sternen zusammen, die wiederum aus Blüten, Pflanzen und mysteriösen Rankenornamenten bestehen.

Eine Vielfalt von Zellen, ein Symbol für die Unendlichkeit der Welten. Die Sterne, die die Tierkörper  bilden, stehen für die Bewegung des Himmelszelts, die Mineralität, die Gewalt der Elemente, den Wandel der Sternbilder, die Strömungen der Winde… Die kosmischen Tiergestalten sollen daran erinnern, dass man einst glaubte, alles in der Natur bestünde aus demselben Material wie das Universum und würde von der gleichen Energie angetrieben.

Die Größe und Struktur sowie das nahezu magische Relief der Geschöpfe von Philippe Baudelocque wecken in jedem von uns ein kindliches Staunen. Es ist dieses komplexe Universum, in dem Leben und Licht miteinander verschmelzen, das sich diptyque als Inspirationsquelle für seine Festtags-Kollektion auserwählt hat.

VERSCHNEITER WALD – FORÊT GIVRÉE

Das 2600 Lichtjahre entfernt liegende Sternbild des Einhorns enthält einen Nebel, der wegen seiner spitzen Form auch „Weihnachtsbaum-Sternhaufen“ genannt wird. Noch faszinierender ist die Tatsache, dass inmitten dieses Gasnebels und der dunklen Staub- und Gaswolken dieser Formation funkelnde Sterne geboren werden.

Das Einhorn wird mit der Farbe Grün assoziiert, jenem dunklen Ton der verwunschenen Wälder aus der Mythologie des Mittelalters, über denen der intensive, belebende Duft majestätischer Nadelbäume liegt. Das einzigartige, edle Aroma von Hinoki-Holz, vermengt mit harzigen Noten, soll daran erinnern, dass das Horn dieses Fabeltiers wegen der ihm zugesprochenen übernatürlichen Fähigkeiten einst einzig den Königen vorbehalten war.

Tannennadeln, Hinoki-Holz und Minze verweben ihre Nuancen zu einem Aroma, wie es verschneite Wälder im hohen Norden ausströmen. Wenn man sich diesem Duft hingibt, kommt es einem vor, als höre man ein mysteriöses Flüstern der Worte „A mon seul désir“. 

FEU D’AGRUMES – HESPERIDENFEUER

Der Drache ist ein Fabeltier, das in den Märchen und Legenden vom Orient bis in den Okzident in Erscheinung tritt. Es heißt, die griechische Göttin Athene habe während eines Kampfes einen Drachen beim Schwanze gepackt und in den Himmel geschleudert, wo er zu einem Sternbild gefror.  Seitdem steht der Drache  Nacht für Nacht am Nordhimmel, seinen langen Schwanz bis zum Himmelsnordpol ausgestreckt.

Ein hundertköpfiger Drache bewachte auch den Garten der Hesperiden und ihren Wunderbaum, dessen glitzernde goldene Äpfel den Göttern ihre ewige Jugend verliehen.

Drachen spucken Feuer, ein Symbol für Lebensenergie und Fülle. Die von diesem Fabelwesen inspirierte  Kerze besticht durch ein markantes Design. Gold, Rot und Schwarz treffen aufeinander, wie ein Morgenrot und das erste Tageslicht über dunkler Erde.

Der kosmische Drache gilt als Verbreiter von Licht und Wärme. Als Mischwesen aus Vogel und Schlange hat er diptyque zu einem holzigen Duft inspiriert, in dem das Knistern von ins Feuer geworfenen Orangenschalen mitschwingt. Italienische Zitrusfrüchte bringen eine sonnige, leuchtende Note in das rauchige Holz ein. Warme Gewürze untermalen diese Mischung und verdichten sich damit zu einem einzigartigen Aroma voller Wärme und Energie. Wie dieses Fabelwesen, das Himmel und Erde zugleich bevölkert, wurzelt Feu d’agrumes im rauchigen Holz und schwingt sich durch die fruchtige Leichtigkeit der Orange um Himmelsgewölbe auf.

LARMES D’ENCENS – WEIHRAUCHTRÄNEN

Als mystischer Vogel, dessen Ursprünge sich im Dunkel der Zeit verloren haben, gilt der Phönix als Archetyp des perfekten Geschöpfs. Als einziges Wesen dieser Welt kann er sich selbst immer wieder neu erschaffen. Wenn der Phönix das Alter von 500 Jahren erreicht hat, baut er sich ein Nest aus Lorbeerblättern, Zweigen der Narde, Schnitzen von Zimt und Myrrhe. So erzählt es Ovid in seinem Werk Methamorphosen.

Inmitten dieser subtilen, süßen Aromen beendet er sein Leben. Seine Flügel entflammen sich, und wenn sein Körper völlig verbrannt ist, steht der Phönix aus der noch warmen, duftenden Asche wieder auf. Der Fabelvogel ernährt sich weder von Früchten noch von Insekten, sondern von Weihrauchharz, das der Poet romantischerweise mit Tränen vergleicht, dem Saft einer raren duftenden Pflanze. 

Welche andere mystische Kreatur sonst hätte diptyque zu diesen duftenden Weihrauch- und Myrrheschwaden, umhüllt von einem Hauch warmen Zimts, inspirieren können?

Das Blau der Kerze steht für den Himmel, aber auch für die Unsterblichkeit dieses Märchenwesens, dem man außerdem die Fähigkeit zuspricht, in den Herzen der Menschen zu lesen.

Text:PR