Paul Bley | When Will The Blues Leave

Paul Bley mit seinem neuen Album

- When Will The Blues Leave - 

als CD | ECM (Universal)

Sich im Gig verlieren...

 

Am Tag, als Paul Bley starb, es war der 3. Januar 2016, ein Sonntag, lag in seinem CD-Player das Album „Memoirs“, das er im Juli 1990 gemeinsam mit dem Bassisten Charlie Haden und Paul Motian am Schlagzeug aufgenommen hatte. Haden war ein Jahr zuvor gegangen, Motian im November 2011, zwei Jahre nach der großen Tour, die Paul Bley mit ihm und dem Bassisten  Gary Peacock  unternommen hatte. 

Der am 10. November 1932 in Montreal geborene Paul Bley hatte mit sechs Jahren begonnen, Geige zu lernen und setzte sich mit Zehn ans Klavier. Vier Jahre später gründete er bereits seine erste Band. 1948, da war er gerade Sechszehn, lernte er Oscar Peterson kennen, der ihn in die Jazzszene einführte. Wenig später schon leitete er in seiner Geburtsstadt Montreal einen Jazzworkshop, zu dem er die Großen ihres Faches einlud, etwa die Saxophonisten Charlie Parker und Sonny Rollins. Auf diesem Level hielt er weiter Kontakt: während seines vierjährigen Studiums an der Juilliard School etwa spielte er mit Louis Armstrong und Art Blakey. Und kein geringerer als Charles Mingus war es, der ihm zu seinem ersten Album verhalf.

Paul Bley hat sehr früh begonnen, mit Stilmitteln der Neuen Musik, zeitgenössischer E-Musik zu experimentieren. Das Trio Bley/ Peacock/ Motion spielte bereits in 1960er Jahren miteinander und schon damals ging es Bley um freiere musikalische Ausdrucksformen, um das Improvisieren, den Umgang mit Unvorhergesehenem: „Wenn du weißt, was passieren wird, gibt es keinen Grund, zum Gig zu gehen — du gehst zum Gig, um dich zu verlieren.“ Mit dieser Haltung inspirierte Paul Generationen von nachwachsenden Jazz-Pianisten zu denen auch ein Keith Jarrett gehört. 

"Bley war aus meiner Sicht so etwas wie ein Revolutionär, jemand, der sich nicht damit begnügte, einfach nach den Regeln zu spielen, obwohl es offensichtlich ist, dass er sie kennt“, schrieb ein Freund über Paul Bley. „Wenn man sich seine frühen Aufnahmen anhört, erkennt man, dass er Bebop und auch sehr geradlinig spielen kann, ebenso, wie wirklich swingende Sachen. Aber es scheint ziemlich offensichtlich, dass er sich entschieden hat, sich nicht einschränken zu lassen.“

tzm