Peter Dijkstra / Chor des Bayerischen Rundfunks / MRO – „Bruckner: Messe Nr. 2 in e-Moll & Motetten“

Nachdem Bruckners ohne Auftrag entstandene Messe (Nr. 1) in d-Moll nach ihrer Uraufführung am 20. November 1864 im Alten Dom zu Linz eine breitere Öffentlichkeit auf den Komponisten aufmerksam gemacht hatte, gab Bischof Franz Joseph Rudigier bei diesem eine zweite Messe in Auftrag. Bruckner komponierte die Messe Nr. 2 in e-Moll von August bis November 1866. Sie sollte zur Weihe der Votivkapelle des Neuen Domes uraufgeführt werden, die aufgrund von Verzögerungen bei den Bauarbeiten erst drei Jahre später stattfinden konnte. Ihre ungewöhnliche Besetzung - achtstimmiger gemischter Chor und Bläserensemble - verdankt sich dem Anlass und dem damaligen Aufführungsort: dem Bauplatz unter freiem Himmel. 
Wie so viele seiner Werke unterzog Bruckner zwischen 1876 und 1882 auch die e-Moll-Messe einer gründlichen Überarbeitung. Die Uraufführung dieser revidierten zweiten Fassung, die auch dieser Aufnahme zugrunde liegt, fand mit überragendem Erfolg am 4. Oktober 1885 im Alten Dom statt. Zeitzeugen berichten, dass Bruckner bei der Orgel stand, „…mit verzückten, gegen die Wölbung des Domes gerichteten Augen und seine Lippen bewegten sich in stillem Gebete.“ 
Anton Bruckners Religiosität und die frühe musikalische Prägung sorgten dafür, dass er sich zunächst als Kirchenmusiker verstand, bevor er sein Schaffen in Richtung der Symphonik weitete. Seine so berührenden geistlichen a cappella-Motetten Ave Maria (WAB 6), Locus iste (WAB 23), Virga Jesse (WAB 52), Os justi (WAB 30) und Christus factus est (WAB 11) sind geprägt vom katholischen Gottesdienst und den Kirchenräumen des Augustiner-Chorherrenstifts Sankt Florian bei Linz, wo der 13-Jährige  Bruckner  als Sängerknabe  aufgenommen worden war. Später wirkte er dort als Stiftsorganist.  
Auf dieser neuen Veröffentlichung auf dem BR-Klassik Label spielen der Chor des Bayerischen Rundfunks und das Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Peter Dijkstra. Ergänzt wird diese schöne Aufnahme durch eine weitere CD mit einer Werkeinführung von Markus Vanhoefer: „Bruckners Welt – Die Messe in e-Moll“.

BR-K/ tzm 

(Bildrechte: Klaus Fleckenstein)