
In diesem Jahr begehen wir das 200. Jubiläum der Geburt Clara Schumanns und die Hallenser Pianistin Ragna Schirmer zelebriert diesen Anlaß auf eine ganz besondere Weise und mit einer wunderbaren Idee. Seit langem schon beschäftigt sich Ragna Schirmer intensiv mit dem Leben Clara Schumanns, studierte ihre Tagebücher, las ihre Briefe und alle Biografien, derer sie habhaft werden konnte – und sammelte die Konzertprogramme aus der regen Konzerttätigkeit Clara Schumanns. Sie vermittelten Ragna Schirmer einen faszinierenden Einblick in die Vielseitigkeit der Werke, die die schon zu ihren Lebzeiten als Ausnahmepianistin gefeierte Clara Schumann studierte und für ihre Konzerte auswählte. Auch die Form, Reihenfolge und Gestaltung der Konzerte Clara Schumanns habe sie fasziniert, so Ragna Schirmer. „Sie hatte die wichtigsten Musiker ihrer Zeit als Partner an ihrer Seite und die meisten Konzerte präsentieren sich als abwechslungsreiche Zusammenstellung verschiedener Musik-Genres.“
Aus über 1300 aufbewahrten Programmzetteln nun wählte Schirmer zwei Konzertprogramme aus, mit denen sie einen weiten Bogen von 25 Jahren eines wahrlich beeindruckenden Künstlerlebens spannt. Für den 08. März 1847 wurde Clara Schumann von Fanny Hensel zu einer Matinee in den Berliner Salon im eleganten Berliner Hotel du Nord Unter den Linden eingeladen. Die Schumanns lebten und arbeiteten zu jener Zeit in Dresden. Bei jener Berliner Matinee nun erlebte ein ausgewähltes Publikum der Berliner High Society neben einigen Liedern auch die Aufführung gleich zweier Kammermusikwerke aus dem Hause Schumann: die des Klavierquartetts Es-Dur, op. 47 von Robert Schumann und die Klaviertrios in g-Moll, op. 17 von Clara Schumann. Sie schloss die Komposition ihres einzigen Kammermusikwerkes am 12. September 1846, ihrem sechsten Hochzeitstag und Vorabend ihres siebenundzwanzigsten Geburtstages ab. Unmittelbar nach der ersten Durchspielprobe ihres Trios notierte sie in ihrem Tagebuch: „Es geht doch nichts über das Vergnügen, etwas selbst komponiert zu haben und dann zu hören. Es sind einige hübsche Stellen in dem Trio, und wie ich glaube ist es auch in der Form ziemlich gelungen.“ Gleichwohl war das Trio in einer Zeit der großer familiärer Belastung entstanden - um die ständig wachsende Familie zu finanzieren, unternahm Clara Schumann immer wieder Konzertreisen, unter anderem nach Berlin, wo es auch zu jener Matinee kam. „Die direkte Gegenüberstellung des Trios mit dem Quartett ihres Gatten erschien mir bei dieser Soiree besonders reizvoll.“ so Ragna Schirmer.
Das zweite Konzertprogramm Clara Schumanns, das Ragna Schirmer für ihre Aufnahme auswählte fällt in die Zeit, lange nach Robert Schumanns Tod – er war am 29. Juli 1856 in der Richarz’schen Heilanstalt von Endenich bei Bonn gestorben. Nicht nur, daß Clara inzwischen 25 Jahre älter geworden ist – nach wie vor war ihr Alltag von der Sorge um den Unterhalt der Familie dominiert. Zum Komponieren blieb keine Zeit mehr, gleichwohl war ihr der Ruf einer herausragenden Pianistin erhalten geblieben, den sie vielen Konzerttourneen untermauerte. Neunzehn davon unternahm sie allein nach England, so auch im Jahre 1872. Am 15. Februar spielte sie ein Konzert in dem im äußersten Südosten der Insel gelegenen luxuriösen Badeort St. Leonards-on-Sea. Im Unterschied zu dem Berliner Konzert gestaltete Clara Schumann hier ein abendfüllendes Recital: Beethovens „Waldsteinsonate“ op. 53, die „Kinderszenen“ op.15 ihres Mannes, einige Sätze aus der Händel-Suite Nr. 7 , HWV 432 und Mendelssohns „Capriccioso“ op. 14 waren darunter. Ragna Schirmer wählte für ihre Aufnahme dieses Programm aus, weil es, wie sie sagt, gekennzeichnet ist von dem Wunsch Clara Schumanns, dem Publikum gleichzeitig „all die schönen Stücke zu präsentieren, die ihr Leben begleiteten“, es aber ebenso zu unterhalten.
Ragna Schirmer - Madame Schumann
2 CDs | 19,95 € | Berlin Classics