Raphaela Gromes

“Imagination”

SONY CLASSICAL

Die Cellistin Raphaela Gromes und der Pianist Julian Riem arbeiten seit nunmehr neun Jahren zusammen. Nach ihrem Album „Richard Strauss – Cello Sonatas“ mit der Weltersteinspielung einer neu entdeckten Cellosonate von Richard Strauss und ihrem jüngsten Album - Cellomusik der Romantik von Julius Klengel, Robert Schumann, Clara Wieck-Schumann, Richard Strauss und Johannes Brahms – legen sie nun bei Sony Classical ein neues Album vor: „Imagination“.

Ein programmatischer Titel, der für die sprichwörtliche Lust an der Fantasie und für das Herausfordern der eigenen Vorstellungskraft der Hörenden steht.

Der Cellist David Geringas, auch für Raphaela Gromes ein wichtiger Lehrer, sagte im Zusammenhang mit Robert Schumanns „Fünf Stücken im Volkston“ op. 102 sinngemäß, wer sich zu diesen Stücken keine Geschichten einfallen ließe, wer sie ohne eigene Einbildungskraft erzähle, der langweile die Zuhörer. Aus dieser unglaublichen Kunst werde trockene, langweilige Musik.

Nicht die Spur von Langeweile und Trockenheit weist das aktuelle Album von Raphaela Gromes auf, im Gegenteil, es im besten Sinne des Wortes, „märchenhaft“.

Nun sind die meisten berühmten Werke zum Thema „Imagination, Fantasie und Märchen“ für große symphonische Besetzung geschrieben. Auf dem Album „Imagination“ jedoch begegnen uns ausschließlich Kammermusik-Formationen: Duo, Klaviertrio, Bläserquartett plus 2 Celli und Klavier. Und genau das macht auch den Reiz der Platte aus. Die Bearbeitungen der Stücke, soweit sie nicht im Original gespielt werden, stammen von Julian Riem, der, wie er sagt, beim Arrangieren weniger von der Partitur des Originals als vom Höreindruck ausgeht und dabei versucht, die Klangcharakteristik des Stückes auf die Instrumente des gewählten Ensembles zu übersetzen und diese mit all ihren Möglichkeiten auszuschöpfen. Wie z.B. beim Scherzo von Mendelssohn, das hier als Klaviertrio erklängt.  habe ich also tatsächlich nur sehr wenige Ausschnitte aus den Orchesterstimmen von Cello und Violine übernommen, vielmehr war es mir ein Anliegen, den Witz und die Farbigkeit von Mendelssohns Instrumentation auf die Eigenheit eines Klaviertrios zu übertragen.

Besonders eindrucksvoll die Bearbeitung des „Abendsegens“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“: Saxophon- Quartett und 2 Celli! Im Original wird die Ouvertüre der Oper, die mit diesem Motiv beginnt, durch die Hörner eingeleitet. Für Riem lag es nahe, die beiden Stimmen dem der menschlichen Stimme so ähnlichen Violoncello zu übertragen. Das Saxophonquartett, mit dem Raphaela Gromes und Julian Riem schon seit Jahren im Sextett zusammenspielt, sollte dem sakralen Charakter des Werkes mit einem orgelähnlichen Klang nahekommen. Dass im Mittelpunkt aller Bearbeitungen immer das Cello steht und Raphaela Gromes ein Höchstmaß an Musikalität und technischer Perfektion abverlangt, ist in jedem der Stücke hörbar. Herausragend dabei Stücken wie der „Elfentanz“ op.39 für Cello und Klavier von David Poppers,  das seine „flirrende“ Wirkung nicht nur durch die rasanten Kaskaden bis in die höchsten Lagen des Cellos erzielt, sondern auch durch das permanente „sempre spiccato“, also deutlich abgesetzt, mit Springbogen, eine besondere Bogenführung durch die rechte Hand. Hochvirtuos auch der „Hummelflug“ von Rimsky-Korsakow, jene hochvirtuosen Miniatur mit den durchgehend im hohen Tempo gespielten Sechzehntelnoten bezieht, die chromatisch gesetzt das Auf und Ab des Hummelfluges beschreiben. Hier erklingt sie als Duett von Cello und Harfe.

 

tzm