Sol Gabetta / Patricia Kopatchinskaja

Sol & Pat

ALPHA CLASSICS

 

Dieses Album bei ALPHA CLASSICS feiert eine mittlerweile zwanzig Jahre währende fruchtbare musikalische Zusammenarbeit, vor allem aber eine echte Freundschaft auch abseits des Podiums: „Wir sind wie zwei Schwestern, auf der Bühne und im Leben", so beschreiben es die Geigerin Patricia Kopatchinskaja und die Cellistin Sol Gabetta anschaulich. Parallel zu ihren außergewöhnlich erfolgreichen Solokarrieren haben sie sich immer wieder für gemeinsame Konzerte und Aufnahmen in Trio- oder Doppelkonzertformation zusammengefunden, so z.B. für das kürzlich auf dem Album Plaisirs Illuminés (ALP 580) erschienene, eigens für sie geschriebene Doppelkonzert von Francisco Coll.

Ihre neue gemeinsame Aufnahme wurde für eine eher seltene kammermusikalische Kombination konzipiert - das Duo aus Violine und Violoncello. Dafür haben die Künstlerinnen Stücke ausgewählt, die entweder stilistisch oder wegen der Art und Weise, wie in ihnen die Instrumente behandelt werden, interessant sind. So etwa das 1914 von Zoltán Kodály komponierte Duo für Geige und Cello, op. 7. Es entstand als unmittelbarer Ausdruck von Kodálys Forschungen zur Pentatonik (Fünftönigkeit) in der ungarischen Volksmusik, die er 1917 in einer gleichnamigen Studie festhielt.

Dem Werk voraus waren intensive Feldforschungen vorausgegangen, die Zoltán Kodaly gemeinsam Béla Bartók in den Jahren vor 1910 in Ungarn unternommen hatte, um den Volksgesang der Bauern in den verschiedenen Regionen des damals riesigen Landes aufzuzeichnen. Kodály nutzte das vorgefundene Material der „Bauernmusik“ authentisch und nicht im Sinne verkitschter „Folklore“ des 19. Jahrhunderts für die eigene Musik.

Kodalys Duo op. 7 und Maurice Ravels Sonate für Violine und Violoncello M.73 bilden einen inhaltlichen Schwerpunkt dieser CD. Die „Sonate en quatre parties“, Ravels einziges Werk für Violine und Violoncello, entstand in den Jahren 1920-22 und zählt heute zu den bedeutendsten für diese Instrumentenkombination. Ravel widmete sie dem Andenken an Claude Debussy. Bei der Premiere wurde die Sonate, so, wie auch Zoltan Kodálys Opus 7 noch als „Duo für Violine und Cello“. Man geht heute davon aus, dass Ravel diese Partitur kannte.

Daneben gibt es mit Musik von Jean-Marie Leclair sowie Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach auch Ausflüge ins barocke und frühklassische Repertoire. Entsprechend ihrem Selbstverständnis als Künstlerinnen spielen Kopatchinskaja und Gabetta auch Werke von Komponisten des 21. Jahrhunderts, wobei sie mit Jörg Widmann, Francisco Coll und Julien-François Zbinden solche ausgewählt haben, denen die beiden auch persönlich sehr nahestehen. Das kurzweilige und spannende Programm ist eine introspektive Lustfahrt in die großartige musikantische Welt der hochkarätigen Vollblutmusikerinnen.

am/tzm