
The Snow Queen
BAYERISCHE STAATSOPER RECORDINGS
Nach seinen beiden ersten Produktionen, der Symphonie Nr. 7 von Gustav Mahler auf CD und der Oper „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold als Bildproduktion auf DVD und Blu-ray wartet das Label Bayerische Staatsoper Recordings innerhalb kurzer Zeit bereits mit seiner dritten Neuerscheinung auf. Und mit was für einer!
Passend zur Jahreszeit brachte die Bayerische Staatsoper im Dezember 2019/ Januar 2020 die Oper „The Snow Queen“ auf die Bühne. Schon sehr lange hatte sich der dänische Komponist Hans Abrahamsen mit dem Thema "Schnee" beschäftigt und natürlich mit Hans Christian Andersens Märchen. Insgesamt zehn Jahre arbeitete er schließlich an seiner ersten Oper "The Snow Queen“, für die er auch ein eigenes Libretto schrieb. Nach ihrer Uraufführung im Oktober 2019 in Kopenhagen in dänischer Sprache, kam sie nur zwei Monate später als deutsche Erstaufführung in englischer Sprache und in der Regie von Andreas Kriegenburg auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper.


Das Label Bayerische Staatsoper Recordings konnte für die Veröffentlichung der fabelhaften Bild- und Tonaufzeichnung kaum einen günstigeren Zeitpunkt wählen. Dieser liegt durchaus nicht nur in der Winter-und Weihnachtszeit begründet. Es lohnt sich durchaus, das Gleichnis vom Kampf der kleinen Gerda gegen die Kälte zwischen den Menschen im Reich der Schneekönigin und den Eispanzer um das Herz ihres Bruders Kay vor dem Hintergrund jener unwirklich scheinenden Situation zu sehen, in der sich diese Gesellschaft seit mehr als einem Jahr befindet. Abrahamsen selbst betont die vielen Interpretationsmöglichkeiten: „Man kann das Märchen auf verschiedene Arten lesen. Es enthält viele Geheimnisse, und man kann es auf viele Weisen deuten.“
Es gibt übrigens eine interessante Parallele in der Besetzung der Partien zu Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Wie auch Humperdinck hat Hans Abrahamsen die beiden Kinderrollen für zwei Frauenstimmen angelegt: Die Partie der Gerda hat er der großartigen kanadischen Sopranistin Barbara Hannigan sprichwörtlich auf den Leib komponiert. Die Partie des Kay komponierte er für einen Mezzosopran. Phänomenal in dieser Besetzung: die Mezzospranistin Rachael Wilson. Und die Titelfigur selbst, die Schneekönigin, erscheint als Mann, verkörpert durch den Bassisten Peter Rose. Humperdinck hatte die Rolle der Hexe ebenfalls männlich, allerdings durch einen Tenor besetzt.

Für den Dirigenten Cornelius Meister war dies seine erste Staatsopernpremiere. Die Kritik bescheinigte ihm einen souveränen Umgang mit der hochkomplexen Partitur. Deren große Stärke liegt nicht zuletzt darin, die Seelenlandschaft im Inneren der Protagonisten musikalisch auszuloten, die von inneren und äußeren Spannungen zu zerreißen drohen, die zwischen Erinnerung und Wahn, zwischen Sehnen und Verzweifeln taumeln. Das hochkarätig schauspielernde und singende Ensemble und das mit Hingabe spielende Bayerische Staatsorchester entführen den Zuhörer und Zuschauer in diese Welt, die unbeschadet verlassen zu können man umso mehr hofft – erst recht zur Weihnachtszeit!


Fotos: © Wilfried Hösl |
tzm |