Viktoria Tolstoy – „Stealing Moments“

"Wenn du singst, geht die Sonne auf"! Mehr Lob geht kaum, zumal wenn es von jemandem wie Pat Metheny kommt – hier galt es Viktoria Tolstoy, die von großen internationalen Pressestimmen immer wieder zu den besten Sängerinnen Skandinaviens gezählt wird. 
Ihre Laufbahn begann die sehr junge Viktoria Tolstoy in den Stockholmer Jazzclubs, bis sie 1994, mit 20, ihr erstes Album aufnahm. Und zwei Jahre später wurde sie mit dem Album „För Älskad“ in Schweden so populär, dass Esbjörn Svensson, einer der herausragendsten schwedischen Jazzpianisten, die Songs für ihr 1997er Album „White Russian“ schrieb und produzierte. Es wurde die erste skandinavische Platte, die beim legendären Blue Note Label erschien. 
Ihr ACT-Debüt gab Tolstoy bereits vor zwanzig Jahren mit dem Album "Shining On You", das Nils Landgren produzierte. Jetzt legt Viktoria Tolstoy mit „Stealing Moments“ ein neues Album vor, mit Werken einer ganzen Reihe aktueller ACT Künstlerinnen und Künstler, von denen viele auch schon an „Shining on You“ beteiligt waren, darunter Ida Sand, Jan Lundgren, Iiro Rantala, Lars Danielsson und Esbjörn Svensson. 
Nils Landgrens Songschreiberqualitäten sind keine Überraschung, zumal dann nicht, wenn er für sich selbst schreibt. Für Tolstoy nun entstand der wunderbare „Lovesong“, der das Album eröffnet. Bei aller Kürze ein Stück von sinnlicher Kraft, das seine durchschlagende Wirkung aus der sparsamen Instrumentierung bezieht - dem stillen und zugleich intensiven Dialog aus der Akustikgitarre und der intensiven Stimme Victoria Tolstoys. 
Und auch der 2008 tragisch verstorbene Esbjörn Svensson ist auf besondere Art am Album beteiligt: Von ihm stammt die Instrumentalkomposition „Hands Off“, für die seine Frau Eva jetzt einen Text geschrieben hat.
Die fabelhafte Band mit Joel Lyssarides (piano & keys), Krister Jonsson (guitars), Mattias Svensson (bass) und Rasmus Kihlberg (drums & percussion) bietet Viktoria Tolstoys Gesang bei Stücken wie „I Don’t Wanna Lose You“, „Wherever You’re Going“ oder „Synchronicity“ von Wolfgang Haffner und Anna Alerstedt einen einfühlsamen und zugleich inspirierenden Background. 
Und so, wie das Album begann, so endet es: in einem Quasi-Dialog von Stimme und Gitarre, diesmal einer E-Gitarre, getragen von sparsamer Schlagzeug- und Keyboardbegleitung, die auch Raum gibt für ein kleines, aber feines Bass-Solo. 
„… tik, tok, tik, tok, my heart beats for you around the clock… “. Man darf diese Refrainzeile getrost wörtlich nehmen, genau wie die Botschaft Victoria Tolstoys an ihr Publikum: "Lasst mich euch ein bisschen Zeit stehlen, um dieser Musik zuzuhören." 
Selten, dass man sich so gern „bestehlen“ lässt!

tzm

(Bildrechte: Jenny Baumgartner)