München, 24. Oktober 2019 – Der Münchner Modekonzern LUDWIG BECK (ISIN DE 0005199905) verzeichnete in seinen fortgeführten Geschäftsbereichen in den ersten neun Monaten 2019 trotz eines anhaltenden schwierigen Marktumfeldes einen Bruttoumsatz auf Vorjahresniveau.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklung im Einzelhandel
Noch fehlen belastbare Daten, aber führende Wirtschaftsforscher sind sich einig, dass sich das Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im Frühjahr auch über den Sommer und in den Herbst hinein fortgesetzt hat. Die von Exporten abhängige deutsche Konjunktur hat mit einer schwächelnden Weltkonjunktur zu kämpfen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2019 gegenüber dem Vorquartal um 0,1% und revidierte die durchaus positiven Erwartungen vom Jahresbeginn. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) spricht von einem „Abwärtssog“, sieht aber in der aktuellen Entwicklung zuerst einmal einen Übergang zur Normalisierung nach einer langen Phase der Hochkonjunktur. Während sich nach Erhebungen des ifo-Instituts das allgemeine Geschäftsklima im September leicht erholt hat, sank die Stimmung im Handel erneut. Auch die Verbraucherstimmung zeigte nach Analysen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zuletzt ein uneinheitliches Bild.
GRUNDSÄTZLICHE DARSTELLUNG DER ZAHLEN IN DER ZWISCHENMITTEILUNG
Sämtliche Summen und Zahlen im Text sowie in den Tabellen wurden exakt berechnet und anschließend auf Mio. € gerundet. Die prozentualen Angaben im Text und in den Tabellen wurden anhand der exakten (nicht der gerundeten) Werte ermittelt.
Zum 30. April 2019 hatte der Konzern die Anteile am Geschäftsbereich WORMLAND veräußert („aufgegebene Geschäftsbereiche“). Im folgenden Bericht wird hauptsächlich auf die fortgeführten Geschäftsbereiche eingegangen. Insofern wird bezüglich WORMLAND auf den Konzernzwischenbericht zum 30. Juni 2019 verwiesen.
Auswirkungen des Standards IFRS 16 „Leases“ auf die Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage
LUDWIG BECK wendet seit dem 01. Januar 2019 erstmalig verpflichtend den Standard IFRS 16 „Leases“ an. Im Rahmen des Übergangs hat sich der LUDWIG BECK Konzern für die Anwendung des modifizierten retrospektiven Ansatzes entschieden. Demzufolge war keine Anpassung der Vergleichsinformationen vorzunehmen. Bei der Erstanwendung von IFRS 16 wurden die Nutzungsrechte betragsgleich mit den Leasingverbindlichkeiten angesetzt. LUDWIG BECK schließt Leasingverträge im Wesentlichen als Operating-Leasingnehmer ab. Durch die Anwendung des IFRS 16 wird sich die Art der Aufwendungen aus diesen Leasingverhältnissen ändern, da die bisherigen linearen Aufwendungen für Operating Lease durch die Abschreibungen der Nutzungsrechte und die Zinsaufwendungen für die Verbindlichkeiten ersetzt werden.
Die Auswirkungen der Anwendung des IFRS 16 auf die Ertrags-Kennzahlen sowie auf die Bilanzstruktur für den fortgeführten Geschäftsbereich LUDWIG BECK sind in der folgenden Tabelle dargestellt:
Auswirkungen des IFRS 16 auf Ertrags- Vermögens- und Finanzlage
in Mio. € | vor IFRS 16 01/01/2019 - 30/09/2019 | Auswirkungen IFRS 16 01/01/2019 - 30/09/2019 | inklusive IFRS 16 01/01/2019 - 30/09/2019 |
ERGEBNIS | |||
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) | 2,6 | 3,1 | 5,7 |
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) | 0,5 | 0,6 | 1,1 |
Ergebnis vor Steuern (EBT) | -0,3 | -0,4 | -0,6 |
Ergebnis nach Steuern aus fortgeführten Geschäftsbereichen | 0,2 | -0,4 | -0,2 |
BILANZ | |||
Langfristige Vermögenswerte | 96,5 | 65,6 | 162,0 |
Eigenkapital | 58,7 | -0,4 | 58,4 |
Langfristige Verbindlichkeiten | 30,9 | 65,1 | 96,0 |
Kurzfristige Verbindlichkeiten | 29,3 | 0,9 | 30,2 |
Bilanzsumme | 119,0 | 65,6 | 184,5 |
Eigenkapitalquote in % | 49,4 | -17,7 | 31,6 |
KONZERNERTRAGSLAGE
Umsatzentwicklung
Der LUDWIG BECK Konzern erwirtschaftete in den ersten neun Monaten einen Bruttoumsatz in Höhe von 63,7 Mio. € und lag damit auf Vorjahresniveau. In den ersten neun Monaten des Vorjahres betrug der Umsatz 63,6 Mio. €.
Ergebnissituation
Der Nettorohertrag betrug auf Konzernebene 25,4 Mio. € (Vorjahr: 25,5 Mio. €). Die Nettorohertragsmarge lag mit 47,4% leicht unter dem Vorjahr mit 47,7%.
Die Personalkosten betrugen 13,2 Mio. € (Vorjahr: 13,0 Mio. €). Als Auswirkung der bereits erläuterten Anwendung von IFRS 16 stiegen die Abschreibungen im Wesentlichen aufgrund der Abschreibungen auf die bilanzierten Nutzungsrechte in den ersten neun Monaten von 2,0 Mio. € auf 4,6 Mio. € an. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gingen hingegen stark von 10,5 Mio. € auf 9,0 Mio. € zurück. Ursächlich waren die aufgrund der IFRS 16-Anwendung entfallenen Mietaufwendungen in Höhe von 3,0 Mio. €. Gegenläufig wirkten sich der einmalige Beratungsaufwand im Zusammenhang mit der Veräußerung der WORMLAND-Anteile in Höhe von 0,5 Mio. € sowie sonstige Umstrukturierungskosten in Höhe von 1,0 Mio. € aus.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug entsprechend 1,1 Mio. € (Vorjahr: 2,3 Mio. €).
Das Finanzergebnis lag mit -1,8 Mio. € deutlich unter dem Niveau des Vorjahres mit -0,5 Mio. €. Die Bilanzierung der Mietrechte zum Barwert als Auswirkung des IFRS 16 hat dabei mit einem Zinsaufwand von -1,1 Mio. € zu Buche geschlagen.
Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag im Wesentlichen aufgrund der genannten Einmalbelastungen in Höhe von 1,5 Mio. € sowie dem IFRS 16 Effekt in Höhe von - 0,4 Mio. € bei -0,6 Mio. € (Vorjahr: 1,7 Mio. €).
Das Ergebnis nach Steuern aus fortgeführten Geschäftsbereichen betrug -0,2 Mio. € (Vorjahr: 1,4 Mio. €).
VERMÖGENSLAGE
Bilanzstruktur
Ein direkter Vergleich der Werte vom 30. September 2019 mit denen zum 31. Dezember 2018 ist nicht möglich, da sich vor allem durch die verpflichtende Anwendung von IFRS 16 die Bilanzstruktur komplett verändert hat. Die Entkonsolidierung des WORMLAND Teilkonzerns schlägt sich darüber hinaus auch noch zusätzlich nieder. So lag die Bilanzsumme des LUDWIG BECK Konzerns zum 30. September 2019 bei 184,5 Mio. € und somit deutlich über dem Niveau des Vorjahres mit 126,5 Mio. € (31. Dezember 2018).
Eine wesentliche Position im Sachanlagevermögen ist neben den zu bilanzierenden Nutzungsrechten in Höhe von 65,6 Mio. € nach wie vor die Immobilie am Münchner Marienplatz. Diese ist mit über 70 Mio. € bilanziert. Insgesamt beliefen sich die langfristigen Vermögenswerte auf 162,0 Mio. € (Vorjahr: 100,7 Mio. €).
Die kurzfristigen Vermögenswerte sanken von 25,8 Mio. € (31. Dezember 2018) auf
22,5 Mio. €.
FINANZLAGE
Bilanzstruktur
Auch hier gibt es zum 30. September 2019 im Vergleich zum 31. Dezember 2018 deutliche Verwerfungen durch die Anwendung von IFRS 16 und die Entkonsolidierung des aufgegebenen Geschäftsbereichs WORMLAND.
Zum Stichtag 30. September 2019 verfügte der LUDWIG BECK Konzern über ein Eigenkapital in Höhe von 58,4 Mio. € (31. Dezember 2018: 75,8 Mio. €). Aufgrund der deutlich verlängerten Bilanz durch die Anwendung des IFRS 16 entspricht das einer Eigenkapitalquote von 31,6% (31. Dezember 2018: 59,9%).
Die Verbindlichkeiten stiegen insgesamt von 50,7 Mio. € (31. Dezember 2018) auf 126,2 Mio. €. Die Bilanzierung der Leasingverbindlichkeiten nach IFRS 16 in Höhe von 66,0 Mio. € war die Hauptursache dieses Anstiegs. Gegenläufig wirkte sich der Abgang der Verbindlichkeiten des WORMLAND Teilkonzerns in Höhe von 7,7 Mio. € aus. Die Verkäuferzuzahlung in Höhe von 11,5 Mio. € sowie saisonale Effekte in Höhe von 5,7 Mio. € schlugen ebenfalls zu Buche.
Cashflow
Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit lag nach den ersten neun Monaten des Jahres 2019 bei 1,7 Mio. € (Vorjahr: -9,5 Mio. €). Der Cashflow aus Investitionstätigkeit betrug im selben Zeitraum -12,5 Mio. € (Vorjahr: -1,6 Mio. €). Wesentlicher Einflussfaktor war die Zuzahlung im Zuge der Veräußerung des WORMLAND Segments. Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit lag bei 13,3 Mio. € (Vorjahr: 10,6 Mio. €).
PROGNOSEBERICHT
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Entwicklung im Einzelhandel
Nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) liegt die Kapazitätsauslastung der deutschen Unternehmen aktuell etwa in ihrem langfristigen Durchschnitt. Eine gesamtwirtschaftliche Rezession wäre erst bei einem weiter sinkenden Auslastungsgrad erreicht. Dennoch gehen die Kieler Wirtschaftsforscher von einer neuerlich in Fahrt kommenden Konjunktur im nächsten Jahr aus. Für 2019 wird eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von nur noch 0,4% erwartet, hingegen von 1,0 Prozent für 2020.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelte zuletzt eine Verbesserung des Konsumklimas. Die Sparneigung der Deutschen sei zurückgegangen.
Dagegen stellt das ifo-Institut ein erneutes Nachgeben des Geschäftsklimas im Handel fest. Die Händler würden zum Jahresende eine weitere Verschlechterung erwarten. Nach Angaben des Portals Fashionunited ist im Textileinzelhandel die Dynamik der E-Commerce-Angebote weiter ungebrochen. Nach Schätzungen werden bis 2023 28,5% der Modeverkäufe in Westeuropa online abgewickelt, eine Wachstumsrate von 87%. Der stationäre Modehandel wird sich weiterhin einer Herausforderung stellen müssen, die die Strukturen der gesamten Branche neu ordnet. Premiumlagen wie der Standort des Kaufhauses der Sinne von LUDWIG BECK gewinnen in diesem Verdrängungswettbewerb noch mehr an Bedeutung.
Der LUDWIG BECK Konzern 2019
Mit der Veräußerung sämtlicher Anteile am Geschäftsbereich WORMLAND im April 2019 hat LUDWIG BECK die Weichen für eine klare Fokussierung auf das angestammte Kerngeschäft gestellt. Durch die Konzentration auf das Stammhaus am Münchner Marienplatz hat der Konzern wieder entscheidend an Schlagkraft gewonnen. Das Online-Geschäft soll dabei das stationäre Geschäft absichern.
„Unser Ziel ist es, LUDWIG BECK dauerhaft in der ersten Liga der europäischen Modekaufhäuser zu platzieren. Mit der Neuordnung des Konzerns sind die Voraussetzungen für ein profitables, nachhaltiges und sicheres Agieren auf einem unter Druck befindlichen Markt geschaffen. Jetzt freuen wir uns in einem ereignisreichen Jahr auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft – traditionell einer unserer größten Umsatzgaranten“ so der Vorstand.
Der Vorstand hält an seiner im Quartalsbericht I/19 angepassten Prognose fest und geht aufgrund der Ausweisvorgaben des IFRS 5 und der damit verbundenen Anpassung der Konzerngesamtergebnisrechnung für die fortgeführten Geschäftsbereiche von einem Konzernumsatz zwischen 94 und 98 Mio. € sowie einem Ergebnis vor Steuern (EBT) zwischen 4 und 5 Mio. € aus. Das Ergebnis aus den aufgegebenen Geschäftsbereichen wird -17 Mio. € betragen.
KONZERNKENNZAHLEN
in Mio. € | 01/01/2019 - 30/09/2019 | 01/01/2018 - 30/09/2018 | |
ERGEBNIS | |||
Umsatz (brutto) | 63,7 | 63,6 | |
Mehrwertsteuer | 10,2 | 10,1 | |
Umsatz (netto) | 53,5 | 53,4 | |
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) | 5,7 | 4,3 | |
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) | 1,1 | 2,3 | |
Ergebnis vor Steuern (EBT) | -0,6 | 1,7 | |
Ergebnis nach Steuern aus fortgeführten Geschäftsbereichen | -0,2 | 1,4 | |
Ergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen | -17,0 | -4,9 | |
Ergebnis nach Steuern | -17,2 | -3,5 | |
CASHFLOW | |||
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit | 1,7 | -9,5 | |
Cashflow aus Investitionstätigkeit | -12,5 | -1,6 | |
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit | 13,3 | 10,6 | |
MITARBEITER | |||
Mitarbeiter (durchschnittlich ohne Auszubildende) | 426 | 453 | |
Auszubildende (durchschnittlich) | 45 | 40 | |
Personalaufwand | 13,2 | 13,0 | |
AKTIE | |||
Aktienanzahl in Mio. | 3,70 | 3,70 | |
Ergebnis je Aktie unverwässert und verwässert (in €) | -4,65 | -0,93 | |
30/09/2019 | 30/09/2018 | 31/12/2018 | |
BILANZ | |||
Langfristige Vermögenswerte | 162,0 | 103,2 | 100,7 |
Kurzfristige Vermögenswerte | 22,5 | 32,2 | 25,8 |
Eigenkapital | 58,4 | 73,2 | 75,8 |
Langfristige Verbindlichkeiten | 96,0 | 33,4 | 33,2 |
Kurzfristige Verbindlichkeiten | 30,2 | 28,7 | 17,5 |
Bilanzsumme | 184,5 | 135,4 | 126,5 |
Investitionen | -12,5 | -1,6 | -2,5 |
Eigenkapitalquote in % | 31,6 | 54,1 | 59,9 |